Ein Lied über das Untergehen

Slint live in 2007
Slint live in 2007Michael Morel
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Väter des Postrock: Slint ist eine Band aus Kentucky, die nur zwei – aber sehr einflussreiche – Alben veröffentlichte. Ihr zweites, „Spiderland“ (1991), ist nun neu erschienen.

Slint: „Good Morning, Captain“. „I miss you! I miss you! I miss you!“ Nachdem Brian McMahan diese Zeilen geschrien – und dabei einen teuflisch übersteuerten Verstärker überschrien – hatte, musste er ins Spital. Diese Geschichte wird über diese legendäre Band überliefert, und wenn sie nicht wahr ist, ist sie gut erfunden. Gerade hat er noch geflüstert, geraunt, sechs Minuten lang, und dann dieser Aufschrei, mit schwacher, völlig überforderter Stimme. Ja, gewiss, die frühen 1990er-Jahre waren die Zeit der schwachen, überforderten Stimmen, die im elementaren Lärm elektrischer Gitarren einfach untergehen, ertrinken müssen, aber in diesem Song steht dieses musikalische Szenario in einem dramatischen Kontext: Es geht um ein Schiffsunglück, der Sänger ist der einzige Überlebende, allein mit dem Grauen – und mit der Ahnung, dass es nicht nur die Natur war, die da gewalttätig war. Ein rätselhafter, ein großer Song.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

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