Song der Woche: Tasseomancy „The Grass Harp“

Ja gut, auch noch die Panflöte

Es gibt Songs, die beginnen so betont lieblich, dass man sie schon in die Ablage „esoterischer Mist“ stecken will. Dieser zum Beispiel. Und wenn die Sängerin ihren Darling dann auch noch auffordert: „Bring your bells, and I'll bring my drum“, will man schon aufschreien: Und wo, meine Damen, bleibt das erste Instrument des New-Age-Grauens, die Panflöte? Doch dann schleicht sich ein unerwartetes Knistern und Krachen ins Liebliche, und ein seltsamer Synthesizer zieht seiner Wege, die ätherischen Chöre werden verhuschter, geisterhafter, während der Bass trotzig weitertrottet. Die Sängerin variiert ihre Aufforderung auf „Bring your wedding list, I'll bring my drum“, was meint sie? Müssen diese Glocken sein? (Offenbar.) Und hört man jetzt wirklich eine Panflöte? Soll man seine Vorurteile gegen dieses Instrument revidieren? Wer weiß. Seltsame Grottenbahn-Welt, seltsamer Song.

Mystische Schwestern: Tasseomancy ist eine kanadische Band um ein Zwillingspaar. Ihr neues Album heißt „Palm Wine Revisited“.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2015)

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