Das Anti-Robin-Hood-Prinzip
Moderat: "Reminder". Vom ärmlichen, aber sauberen Ethno-Beat zum luxuriösen, mit majestätischem Soul aufgeladenen Großraum-Dancefloor und wieder zurück: In diesem kunstvollen Track wechseln die Szenarien schnell, Vermittler ist ein dramatischer Bass. Die ersten Zeilen, mit zerbrechlicher Stimme in ahnendem Tonfall gesungen, scheinen genau dieses Wechselspiel zu schildern: „I steal from the beggar's empty plate, give to the fat man, I dance in the halls of the nearly insane, pray to god that is vacant again.“ Wer ist hier leer? Gott? Die Hallen, in denen der Sänger tanzt? Das bleibt in der Schwebe, nach dem provokanten Beginn, der sozusagen eine Tendenz des Pop polemisch fasst: Er stiehlt Ideen von den Armen, von den Subkulturen. Vielleicht ist das mit „Reminder“ gemeint, es folgen jedenfalls pessimistische Bilder: „We're down the bottom of the well. Burning bridges light my way.“ Tanz auf brennenden Brücken.
Moderat entstand 2002 in Berlin aus dem Zusammenschluss des Musikers Apparat (Sascha Ring) und des DJ-Duos Modeselektor. Anfang April kommt das dritte Album.
Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2016)