Ein Lied als letztes Telefonat

Angel Olson: "Intern".
Angel Olson: "Intern".Angel Olson
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Sensibler Neo-Folkrock: Angel Olsen, geboren 1987 in St. Louis, derzeit in North Carolina, hat u.a. Bonnie „Prince“ Billy begleitet. Ihr drittes Soloalbum, „My Woman“, erscheint im September.

Angel Olson: "Intern". Was meint die rätselreiche Sängerin mit dem „intern“, der ihr in diesem Song ein „resume“ reicht? Einen Praktikanten? Einen Internisten? Oder eine interne Mitteilung? Das ist schließlich (fast) jeder Song: ein Bulletin aus einem Innenleben. Hier einer Seele, die schon fast genug hat, vom Leben, von den Illusionen, von der Liebe. „Maybe you know that it's been too long“, mit diesen Zeilen fängt Angel Olsen an, zunächst nur von lastenden Akkorden getragen, dann umflirrt und umschwirrt von Tönen, die nach Auflösung drängen, nach Entscheidung. Und wirklich, die Sängerin entschließt sich, einmal noch: „Pick up the phone, but I swear it's the last time“, singt sie, nun in höherer Lage, „falling in love, but I swear it's the last time.“ Ihr antwortet eine kurze sehnsüchtige Melodie, zweimal wiederholt, jäh unterbrochen von einem schrillen Ton wie aus einem Radio, das nichts mehr empfängt. Die Nachricht ist aus. Ende mit Schrecken.


Den Song der Woche
küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2016)

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