Der letzte Tanz des alten Paares

Mick Harvey
Mick HarveyLyndelle-Jayn Spruyt
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Mick Harvey, geb. 1958 in Australien, hat lang mit Nick Cave gespielt. Bereits auf zwei Alben hat er das Werk von Serge Gainsbourg interpretiert. Nun erscheint das dritte: „Delirium Tremens“.

Mick Harvey: „The Decadance (La décadanse)“. Dagegen war „Je t'aime“ harmlos: In „La décadanse“ (1972) tanzten Serge Gainsbourg und Jane Birkin in den Tod, er als schmutziger Alter, sie als frühreife Junge, flüsternd und flötend, tief in den Ohren des Hörers. Das ist nicht zu übertreffen, auch nicht an Laszivität. Mick Harvey hat sich zu einer ganz und gar nicht lasziven Interpretation entschlossen: Bei ihm meint man keine von Todessehnsucht getriebenen ungleichen Liebenden zu hören, sondern ein altes Ehepaar, das den Eros beinahe hinter sich und den Tod nahe vor sich hat. Mick Harvey und seine Frau Katy klingen warm, zärtlich, innig. Und fromm, wenn sie am Schluss unisono die Götter bitten, ihre wandernden Seelen zu beschützen. Da ist das Schlagzeug längst verstummt, nur die wild vibrierende Orgel ist noch da, und sie bleibt, singt, wenn kein Mensch mehr singt, fast eine Minute lang, als ob sie es wäre, die die Seelen begleitet.


Den Song der Woche
küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2016)

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