Der Blues ist kein Spaß

US-DESERT-TRIP---WEEKEND-1---DAY-1
US-DESERT-TRIP---WEEKEND-1---DAY-1APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVIN WINTE
  • Drucken

„Blue & Lonesome“, das 23. Studioalbum der 1962 gegründeten Rolling Stones, ist das erste ohne eine einzige Eigenkomposition. Es enthält zwölf alte Bluessongs.

Rolling Stones: „Just Your Fool“. Nein, die Rolling Stones haben nicht, wie es ein verbreiteter Irrtum will, im Grunde nur den schwarzen Blues kopiert. Aber sie haben damit begonnen, fasziniert von der Wildheit dieser Musik, die man heute, da Blues vor allem auf 60-plus-Partys läuft, kaum mehr versteht. (Am ehesten noch über die Texte: In „Just Your Fool“ erklärt ein Mann einer Frau, er werde sie erschießen, wenn sie ihn verlässt. Das ist kein Spaß, sondern gefährliche Drohung.) Diese gar nicht harmlose Faszination hat die Stones nie ganz verlassen, und in ihrem 54. Jahr sind sie ihr wieder völlig erlegen: Unfassbar, wie jung Mick Jagger klingt (jünger als der mit 37 verstorbene Originalsänger Little Walter), wie scharf er die Mundharmonika bläst und mit welch ernster Lässigkeit seine Kollegen spielen. Das Klavier, das im Blues gern Gemütlichkeit suggeriert, ist erfreulicherweise nur ganz im Hintergrund zu hören. Gemütlichkeit ist anderswo.


Den Song der Woche
küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.