Kein Wort mehr!

Liz Harris
Liz Harris(c) Liz Harris
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Liz Harris wuchs in Nordkalifornien in einer esoterischen Kommune auf, die als „The Group“ bekannt war. So musiziert sie seit 2005 unter dem Namen Grouper. Neue Single: „Paradise Valley“.

Grouper: „I'm Clean Now“. Diese Kolumne unterliegt einer Beschränkung: Sie bringt Songs, Lieder, also Musikstücke, in denen (auch) gesungen wird. Oft geht's auch um das Gesungene, um den Text, um Wörter, Worte. Aber muss man denn das Gesungene verstehen? In diesem Song versteht man (fast) kein Wort, gerade den Stücktitel, gesungen in einer kleinen Terz aufwärts. Dann laufen die Finger über den Gitarrenhals, und von der Sängerin kommt nur mehr Hauchen, Murmeln, Wispern. Verwaschene Silben mit Vokalen, die durch einen Raum hallen, in dem die Zeit zu stehen scheint, gefangen wie eine stehende elektromagnetische Welle in einem Kristall. Als ob Liz Harris diesen Eindruck verstärken und zugleich infrage stellen wollte, verlangsamt sie ab der Hälfte des kaum dreiminütigen Stücks das Tempo, bis am Schluss nur noch der Hall bleibt, der von ihrer Stimme geblieben ist. Fast nichts, und doch so viel.


Den Song der Woche
küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2017)

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