Salzburger Festspiele: Ruhe, Schmerz und Ode an die Natur

ZUBIN MEHTA FEIERT SEINEN 80. GEBURTSTAG AM PULT DES MUSIKVEREINS
ZUBIN MEHTA FEIERT SEINEN 80. GEBURTSTAG AM PULT DES MUSIKVEREINSWIENER MUSIKVEREIN/DIETER NAGL
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Zubin Mehta dirigierte im Großen Festspielhaus Mahler, Bruckner und Arvo Pärt.

Mit seiner intensiven Ruhe fesselte Arvo Pärts „Swansong“, eine Art Orchesterfassung seines „Littlemore Tractatus“, sofort. Zu Beginn steht das klare und wehmütige Englischhorn, das zunächst von Harfe und Fagott unterstützt wird und schließlich ganz im Orchester aufgeht. Pärts Tintinnabuli-Stil zeigt sich erst mit gezupften Kontrabässen, die leisen Paukenschlägen ähneln, und steigert sich dann bis zum tatsächlichen Einsetzen der Pauke.

Mehta stellte dieses religiös-meditative Werk vor Mahlers „Kindertotenlieder“. So konnte es als Isolationsbarriere wirken zwischen dem fröhlich-hektischen Treiben des Festspielbetriebes außen und dem quälend-unbegreiflichen Schmerz, den Mahler in seinen Stücken verarbeitet hat. Der deutsche Bariton Matthias Goerne überzeugte mit seiner zarten und dadurch umso schmerzbeladener klingenden Interpretation. In „Nun will die Sonn' so hell aufgeh'n“ mischte er dumpfe Trauer mit heller Hoffnung. Dieser Glaube an das Gute im Gottgewollten veränderte sich bei „In diesem Wetter“ noch vor dem Donnergrollen des Orchesters zur nahezu aggressiven Wut über das Geschehene, und ließ ihn über die Musiker hinweg die Verzweiflung fast schon hinausschreien.

Eine ganz andere, wenn auch nicht minder gefühlvolle Thematik im zweiten Teil mit Anton Bruckners Vierter Symphonie: Als Kontrast zu den davor behandelten Innerlichkeiten konnte schon der einleitende Hornruf als Ode an die Natur verstanden werden. Im „Andante quasi Allegretto“ aber schienen die herrlich schwermütigen Klänge der Violen zuvor Gehörtes zu reflektieren. Wie gewohnt auswendig dirigierend, formte der 80-jährige Mehta – der nach dem Konzert mit der Festspielnadel ausgezeichnet wurde – mit scheinbar minimalistischem Aufwand Bruckners „Romantische“ zu vollkommener Schönheit aus und bewies einmal mehr, dass meisterliches Dirigieren ganz ohne ausladende Gestik auskommen kann.

(Print-Ausgabe, 08.08.2016)

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