Salzburger Festspiele: Das Leid der Jeanne d'Arc

Mit einer Weidenkrone verspottet: Renée Falconetti als Jeanne d'Arc, knabenhaft unschuldig, leidend, visionär beseelt
Mit einer Weidenkrone verspottet: Renée Falconetti als Jeanne d'Arc, knabenhaft unschuldig, leidend, visionär beseelt(c) Archiv
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In der Kollegienkirche: der restaurierte Stummfilm „La Passion de Jeanne d'Arc“ zu Musik des Mittelalters, dann die Symphonie „Amen“ von Ustwolskaja.

Diese Gesichter! Die Falten, Warzen, Nasenhaare der alten Kleriker! Unter diesen gibt es welche, die en passant das Schmalz betrachten, das sie aus den Ohren gebohrt haben, und andere, die den Uferbewuchs ihrer Glatze liebkosen, um später die gichtigen Hände zur Abstimmung gegen die Angeklagte zu heben. Der als Richter vorsitzende Bischof Cauchon, dargestellt von Eugène Sylvain, trägt einen Wanst von Selbstgerechtigkeit vor sich her und geifert in unheiligem Zorn. Und das Lächeln, das über den Mund von Maurice Schutz huscht, wenn er sich in der Rolle des Loyseleur das Vertrauen der Beschuldigten erschleichen und sie manipulieren kann, offenbart eine fast erotische Lust an der List.

Doch da sind auch die holzschnittartig expressiven, asketischen Züge von Antonin Artaud: Als Massieu glaubt er an die göttliche Sendung des Mädchens, warnt sie vor den theologischen Fangfragen des Tribunals und steht ihr bis zuletzt bei, als Beichtvater und sogar noch auf dem Scheiterhaufen. Über allem schwebt das Antlitz der großen Renée Falconetti: knabenhaft unschuldig, leidend, visionär beseelt. Meist hat sie den Blick in weite Ferne gerichtet – man spürt, dass es ihr schon Gewalt antut, wenn die Priester sie mit ihrem sophistischen Kleinkram in den Dreck des Hier und Jetzt ziehen wollen, ins Rouen des Jahres 1431, wo man der 19-jährigen Bauerntochter, die erfolgreich gegen die Engländer in Frankreich gekämpft hatte, wegen Hexerei, Häresie und anderer Verbrechen den Prozess machte.

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