„Britannia“: Römische Invasion trifft auf halluzinogene Drogen

Der nebulöse Druide Veran. Was kann er wirklich? Und was will er?
Der nebulöse Druide Veran. Was kann er wirklich? Und was will er?(c) Sky
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Die aufwendig inszenierte Serie „Britannia“ zelebriert den Kampf der Kelten gegen die Römer in epischen Bildern. Mit einem Historiendrama hat sie jedoch wenig gemeinsam. Eine Empfehlung.

Als Julius Cäsar 55 vor Christus Britannien erstmals erobern wollte, machte er am Absatz kehrt. Grund dafür waren die dunklen Mächte, die die Insel stützen – Dämonen und Teufel. So erzählen es die römischen Truppen, die nun, rund hundert Jahre später, dieselbe Mission haben: Geführt von Aulus Plautius (gespielt von David Morrissey, dem Governor aus „Walking Dead“) ziehen 20.000 Mann im Gleichschritt ihren Schlachten entgegen. Denn sie wissen, welche Strafe auf Fahnenflucht steht.

Soweit der Rahmen der neuen Serie „Britannia“, die mit der Historie flirtet, aber eine ganz eigene Geschichte schafft.
Der britische Regisseur und Autor Jez Butterworth (auch Autor des letzten James Bond „Spectre“) erzählt die Invasion als Kampf der Religionen: Die rauschhafte Welt der Druiden gegen Rom als Weltanschauung. So schreitet Aulus Plautius beim ersten, schnell gewonnenen Kampf durch die Flammen: Um ihn herum Tod, wo gerade noch junge Mädchen in weißen Kleidern tanzten und ihre Gesichter in Milch tauchten. Das Chaos des Schlachtens verwandelt sich in geordnete Reihen schwerer Schilder, die Plautius flankieren. Das römischen Banner in die Erde rammend wendet sich der Feldherr mit einer unmissverständlichen Botschaft an die Götter der Britannier: „Ich bin Rom. Und wo ich gehe, ist Rom.“

„Britannia“ ist keine bescheidene Produktion. Vergleiche mit „Game of Thrones“ fielen schnell, sie werden wegen der Vielzahl an Handlungssträngen, den groß angelegten Kriegshandlungen und Fantasy-Elementen gezogen. Doch die irrealen Elemente sind fieberhaft, kommen in unscharfen Einstellungen und lassen offen, was nun wirklich ist und was nicht. Haben die Druiden übersinnliche Kräfte? Oder lassen sie das die Kelten nur mithilfe von halluzinogenen Drogen und geschickter Inszenierung glauben, um sie zu willfährigen Werkzeugen zu machen?

Aulus Plautius und Antedia
Aulus Plautius und Antedia(c) Sky

Zwei Frauen aus unterschiedlichen Stämmen glauben nicht an die Macht der Druiden. Seitdem die eine (Kerra, Tochter eines Königs) den Sohn der anderen (Antedia, selbst Königin) in der gemeinsamen Hochzeitsnacht kastriert hat, sind sie Todfeinde. Die schöne Kerra erfüllt vorerst nur das Klischee der schönen, einsamen Kämpferin. Die Figur der älteren Antedia darf von Beginn an mehr. Spucken und fluchen etwa, tödliche Fallen stellen, manipulieren und mit den Römern verhandeln. Antedia, hart und doch verschmitzt von Zoë Wanamaker gespielt, erinnert mit ihrem schlohweißen Haar an eine Rachegöttin. Sie hat, wie die Römer bewundernd – und ironischerweise just zu ihrem entmannten Sohn – sagen, eben „balls“.

Wenn man den Vergleich mit „Game of Thrones“ ziehen will, fällt auf, dass nicht viele „Britannia“-Charaktere diese Tiefe (oder auch: Verschlagenheit, Grausamkeit, Intelligenz) besitzen. Antedia und der nebulöse Druide Veran (Mackenzie Crook mit großartigem Make-Up) gehören dazu, auch Aulus Plautius. Sie sind es, die die Serie jedenfalls sehenswert machen – in Kombination mit einem leicht psychedelischen Grundrauschen, einer mäandernden Handlung und großartigen, epischen Bilder von Türmen aus Totenköpfen, steil aufragenden Klippen und weichen grünen Tälern. Gedreht wurde übrigens vor allem in Tschechien.

„Britannia“ ist ab 23. Februar auf Sky Atlantic und auf dem Streamingdienst Sky Ticket zu sehen.

(c) Sky

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