„Der Name der Rose“ mit allzu schwülstigen Geigen

Adson (Damian Hardung) und sein Meister William (John Turturro) werden zu einer Leiche gerufen.
Adson (Damian Hardung) und sein Meister William (John Turturro) werden zu einer Leiche gerufen.(c) Sky
  • Drucken

Der Plot von Umberto Ecos Roman eignet sich bestens als Serienstoff. Aber war da nicht noch mehr?

Es war ein programmierter Bestseller. So programmiert, wie das nur Umberto Eco konnte, Mediävist, Semiologe und Erzähltheoretiker, der ein diebisches Vergnügen daran hatte, die Seiten zu wechseln und seine wissenschaftlichen Erkenntnisse einmal praktisch zu erproben. Er verlegte den Roman ins Mittelalter, wo er ja forschend zu Hause war, und betörte und belehrte uns mit Details aus dem Klosterleben. Er flocht theologische Dispute für uns Bildungsbürger ein. Er erfand zwei Hauptfiguren, die an Sherlock Holmes und seinen Watson erinnern und die hier William von Baskerville und Adson heißen, weil Umberto Eco, bekennend postmodern, ganz frei und offen die Literaturgeschichte plünderte. Und dann baute er daraus einen Krimi.

Das Mittelalter als reine Kulisse

Ein Krimi mit toten Mönchen, einem cleveren Franziskaner und einem apokalyptischen Subtext: Dieser Plot funktioniert auch als Serie hervorragend. Wer hätte nicht sein Vergnügen am schlauen William (John Turturro), der aus ein paar abgebrochenen Ästen und einer aufgeregten Mönchsschar messerscharf schließt, dass das Pferd des Abtes Brunello heißt und ausgerissen ist? Wer würde sich nicht gruseln, wenn da ein Mönch kopfüber im Blutbottich steckt? Und wer nicht seinen Spaß daran haben, tiefer und tiefer in diese Klosterwelt mit ihren Intrigen einzutauchen? Auch wenn viele Seher wissen werden, wie die Sache ausgeht – die Detektivstory ist komplex genug, um dennoch bei der Stange zu halten.

Warum man trotzdem nicht glücklich sein kann? Weil von Ecos Roman – und das, obwohl Giacomo Battiato und sein Team ja im Gegensatz zum Film acht Stunden Zeit hatten – nur das Skelett übrig geblieben ist. Das Mittelalter, es dient lediglich als bedrohliche Kulisse. Die theologischen Dispute – nur mehr vorhanden, wenn sie die Handlung vorantreiben. Bekleidet wurde dieses Skelett dann auch noch mit den falschen Klamotten: Die Geigen sind zu schwülstig, die Trommeln zu dräuend, die Augen zu groß aufgerissen, sogar die gotische Kathedrale ist grotesk überdimensioniert. Damit nicht genug, hat man auch noch eine wild-schöne Ketzerin mit Schwert dazuerfunden und weidet sich ausgiebig an der Not einer Ehebrecherin, die nackt hinter einem Pferd hertaumeln muss. Umberto Eco war auf Effekt bedacht, er kalkulierte genau die Wirkung jeder Sequenz – aber er tat dies sophistisch und mit einem Augenzwinkern. Er hat uns gezeigt, dass man das Publikum und seine Vorlieben kennen kann und es dabei nicht unterschätzen muss. Und ein bisschen freut es einen zu wissen: So erfolgreich wie das Buch wird die Serie nie werden.

„Der Name der Rose“, ab heute, 24. Mai, auf Sky, mit John Turturro; Drehbuch: Andrea Porporati, Nigel Williams; Regie: Giacomo Battiato. Acht Folgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.