Imagepflege für Sima: Stadträtin im Song-Contest-Fieber

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„Eurowischn“-Putzcontest, Herzen im Rasen und singende Kanaldeckel – vor allem das Umweltressort von Stadträtin Ulrike Sima nutzt den Song Contest zur Imagepflege.

Wien. Ulrike Sima wähnt sich ganz in ihrem Element. Seit Wochen ist die Umwelt-Stadträtin (SPÖ) quasi im Song-Contest-Fieber – obwohl dieser eigentlich nur am Rande mit ihrem Ressort zu tun hat. Doch der Stadträtin scheint das egal zu sein. Wenn irgendwie möglich, wird ein Projekt in ihrem Ressort auf seine Song-Contest-Tauglichkeit abgeklopft – und aufbereitet.

So durfte sich etwa die seit zehn Jahren stattfindende Frühjahrsputz-Aktion der Stadt heuer „Eurowischn Putz Contest“ nennen. Dafür ließ Sima in der ganzen Stadt Werbeplakate aufhängen, auf denen eine Frau in Müllabfuhrhosen in einen Besen singt. Auch Ex-Songcontest-Teilnehmerin Lizzy Engstler musste beim Auftakt der Aktion vor der Stadthalle (Ex-ESC-Teilnehmer Thomas Forstner war auch dabei) ihr Gesicht vor einen Besen halten – darauf war ein Mikrofon montiert.

Einige Mitarbeiter der Stadt Wien mussten auch noch als lebende Werbeplakate mit Sprüchen wie „We kehr for Vienna“ (MA 48) und „Ein echter Welthit“ (Wiener Wasser) auf ihrer Arbeitskleidung herumlaufen.

Der ESC steckt in den Beeten

In der Tradition der „Sackerl für mein Gackerl“-Tafeln werden auch Steckfiguren in der Stadt verteilt. 150 lebensgroße Sängerfiguren und 10.000 Herzerlstecker (siehe Foto) sollen in Parks und Blumenbeeten die Stadt auf den Song Contest einstimmen. Die Kosten für die Steckobjekte beziffert das Büro Sima mit 36.800 Euro. Die Figuren und Herzen werden (sofern sie nicht von Fans mitgenommen werden) nach dem Song Contest versteigert. Und damit ist die Fantasie im Sima-Resort offenbar noch nicht ausgereizt: Ihr neuer Coup sind sechs „singende“ Kanaldeckel, aus denen durch versteckte Lautsprecher ab heute, Mittwoch, bekannte Song-Contest-Lieder schallen sollen. Ein Beitrag zur Song-Contest-Stimmung in der Stadt oder eher ein Ärgernis?

Sima ist zwar nicht die einzige Politikerin, die mit dem ESC ihr Image pflegen will, wohl aber die eifrigste. Stadtrat Christian Oxonitsch, im Rathaus quasi für den Song Contest zuständig, hielt sich mit kreativen Projekten jedenfalls weitgehend zurück – abgesehen von Pflichtterminen wie der Präsentation der Public-Viewing-Zone.

Von Seiten des Bunds nahm Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) den Ball auf – ein Urban-Gardening-Termin (seit Dienstag gibt es in Augarten, Burggarten und Schönbrunn Urban-Gardening-Beete) lief prompt unter dem Motto „Mach dein Leben zum Green Event“. Man wolle den Song Contest zum weltweit größten grünen Event machen, so Rupprechter. Zur Erinnerung: Der Bewerb wird heuer erstmals nach Öko-Event-Standards und Kriterien des Umweltzeichens abgewickelt. Dabei ist das mit dem Green Event so eine Sache. Mehrwegbecher, Ökostrom und Abfallvermeidung sind eine gute Sache und tatsächlich vorbildlich. Auf der anderen Seite ist ausgerechnet der Song Contest darauf angewiesen, dass Menschen aus der ganzen Welt nach Wien anreisen müssen (CO2-Emissionen). Dabei schreibt der ORF in seinen Unterlagen selbst: „Bei Großevents entfällt ein großer Teil der Umwelteffekte auf die Anreise der Besucher/innen.“

Mit Bahn- und Bus-Kooperationen sollen die Gäste zu einer umweltfreundlichen Anreise motiviert werden, heißt es zwar aus dem ORF. Ob das über die Nachbarländer hinaus funktioniert, wird sich aber erst zeigen müssen.

Auch die Privatwirtschaft gibt sich kreativ. Das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds präsentiert am 12. Mai eine Conchita-Wurst-Wachsfigur. Die Mitglieder der Popband ABBA (Gewinner in den Jahren 1974) werden auch in Wachs zu sehen sein. Mit „Worn by Conchita“ macht Designer Jürgen Christian Hoerl noch bis 29. Mai einen Pop-up-Store in der Lindengasse im siebten Bezirk.

Zu sehen gibt es Roben und Einzelstücke, die Conchita Wurst 2014 getragen hat – alles in Hoerl-Designs. Im Pop-up-Store sind dann die Stücke seiner aktuellen Kollektion zu kaufen.

Das ist nicht alles: Auf der Summerstage gibt es einen „Mamma Mia Song Contest Cocktail“ und das U4 öffnet für sein Public Viewing gleich eine eigene Wurstbar – mit Frankfurtern, Senf und Gebäck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2015)

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