Song Contest 2015: Sieben Thesen vor dem Finale

Eurovision Song Contest 2015
Eurovision Song Contest 2015(c) ORF (Milenko Badzic)
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Am Samstagabend steigt in Wien das ESC-Finale in der Stadthalle. Wir ziehen eine Zwischenbilanz.

Das erste Semifinale des Eurovision Song Contest am Dienstagabend hat einige Erkenntnisse geliefert, nach dem zweiten Halbfinale wurden weitere Entwicklungen bzw. Trends deutlich:

  • Halbfinalteilnahme von Vorteil: Wer sich schon im Halbfinale dem europäischen TV-Publikum präsentiert, hat einen Vorteil. Das ist auch statistisch belegt. Seit der Einführung der Qualifikationsshows 2008 konnte nur ein Land, das nur im Finale antrat, siegen: Deutschland 2010 mit der bereits im Vorfeld stark gehypten Lena. In den vergangenen vier Jahren gewann weder ein Teilnehmer der "Big Five" noch das Gastgeberland. Auch heuer scheint sich dieser Trend fortzusetzen: Schweden gilt als Top-Favorit. Russland, Serbien, Israel, Belgien und Estland sind in Lauerstellung. Gewinnt Australien oder Italien, ist doch alles wieder wie bei Lena.
  • (K)ein Jahr der Duette: Wer die beiden Semifinale sah, dem fiel sicherlich eines auf: Heuer gibt es gefühlte 30 Duette - Darunter gute (Estland, Norwegen), aber auch eher schwache (San Marino, Litauen). Im Spitzenfeld der Wettbüro-Favoriten befinden sich keine.
  • Eingeschränkter Erfolg für Public Viewing: Der Rathausplatz hat sich als die völlig richtige Location für das große Public Viewing entpuppt. Nur schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Die kleinen Indoor-Locations waren bislang nicht besonders populär. Das liegt mitunter an der Lage. Das "Euro Fan Cafe" in der EMS Lounge im dritten Bezirk liegt wenig zentral und zudem mitten in einem Wohngebiet.
  • Dramaturgie der Auslosung suboptimal: Aus welchem Grund setzt man die Final-Auslosung direkt nach dem Semifinale an? Wohl aus produktionstechnischen Gründen. Dramaturgisch wäre eine Auslosung - wie beispielsweise für die Champions League - am Freitagvormittag deutlich spannender. Allerdings: Die Auslosung ist aus dramaturgischen und technischen Gründen ohnehin nur eingeschränkt möglich. Die European Broadcasting Union (EBU) bestimmt die Reihenfolge, damit es in der Show keine unnötigen "Hänger" oder lange Umbaupausen gibt. Per Los wird daher ohnehin nur bestimmt, ob die Kandidaten in der ersten oder in der zweiten Hälfte der Show starten.
  • Eurovision Youth Contest: Heuer treten weder die russischen Großmütter noch Engelbert Humperdinck an. Dafür viele ganz junge Gesangstalente. Die Kandidaten aus Israel, San Marino und Irland sind noch nicht einmal volljährig.
  • Medienkuscheln - mit einer Ausnahme: 1998 sang Schlagersänger Guildo Horn "Guildo hat euch lieb". Dieses Motto gilt auch für die akkreditierten Medienvertreter: Man respektiert und umarmt einander. Nationen sind zweitrangig. Es gibt nur wenige Ausnahmen vom Medienkuscheln, wie das Gezänk zwischen dem deutschen "Stern" und der österreichischen Gratiszeitung "Heute". Weil das Dichand-Blatt die Interpretin Ann Sophie als "Zicke" bezeichnete, hieß es im "Stern": "Österreichische Medien stänkern gegen Ann Sophie".
  • Party vs. Pathos beim ESC: Auch im zweiten Semifinale blieb das Trashfest aus. Heuer gibt es keine Lordis, keine Alf Poiers und keinen singenden Truthahn. Die Jahre der "Geschmacksverirrung" und der humorigen Einlagen scheinen also endgültig der Vergangenheit anzugehören. Das Finale ist auch ein Richtungsentscheid zwischen Pathos (Italien, Russland) und Party (Schweden, Australien, Israel). Nur eine Kandidatin aus dem erweiterten Favoritenkreis vereint beides: Serbien.

>> Die Startreihenfolge im Song-Contest-Finale

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