Guy Sebastian: „Sound of Music“ aus Sydney

Singer Guy Sebastian representing Australia performs the song 'Tonight Again'
Singer Guy Sebastian representing Australia performs the song 'Tonight Again'(c) REUTERS
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Der Australier Guy Sebastian zählt im heutigen Finale zum Favoritenkreis. Lange Zeit war der Sänger weltberühmt in Australien. Seine Karriere begann 2003 mit einem Lied aus dem Musical über die Trapp-Familie.

Die unsäglichen Gags über die Verwechslungsgefahr zwischen Austria und Australia finden im Grunde nur Menschen witzig, die eine Vorliebe für den deutschen Komiker Mario Barth haben. Schlechte Nachricht: Sie haben gerade Saison. Das liegt daran, dass Australien heuer erstmals am Song Contest teilnimmt und dieser ausgerechnet in Österreich stattfindet. Dafür kann Guy Sebastian freilich nichts. Er trägt weder ein Känguru-Leibchen noch einen Lederhut à la Crocodile Dundee.

Der 33-Jährige präsentiert sich seit einer Woche als lässiger, charmanter Vertreter des diesjährigen Gastlandes. Auch wenn der in Malaysia geborene Sebastian seit einem River-Surfing-Dreh in Salzburg eine Verkühlung mitschleppt. „Jetzt habe ich die Grippe, vielen Dank“, sagt er augenzwinkernd mit nasaler Stimme. Ansonsten findet er für den Lieder-Wettbewerb in Wien nur lobende Worte: „Es ist so gut organisiert hier wie eine gut geölte Maschine.“ Auch den Beginn seiner musikalischen Laufbahn assoziiert er positiv mit Österreich: „Das mag sich jetzt kitschig anhören, aber ich hätte diese Karriere vielleicht nicht gehabt, wenn ich ein Lied aus ,Sound of Music‘ nicht gesungen hätte“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. 2003 hatte Sebastian, damals noch mit auffälliger Afrofrisur, mit seiner Version von „Climb ev'ry Mountain“ in der ersten Staffel der Casting-Sendung „Australian Idol“ für Furore gesorgt. Und er gewann.

Eingängig: Song-Contest-Lied "Tonight Again"

In Down Under ging es für den Sänger nach oben: In den Single- und Album-Charts reüssierte er, nur der internationale Durchbruch wollte nicht recht gelingen. Mit anderen Worten: weltberühmt in Australien (und Neuseeland). „In Europa bin ich größtenteils unbekannt“, gibt Sebastian im Interview zu. Das soll sich mit dem Song Contest ändern – und könnte klappen. Der Refrain seines Lieds „Tonight Again“, der in nur wenigen Stunden in Sydney entstand, ist eingängig. Die Textzeilen stellen auch für Nicht-Anglophile keine große Hürde dar: „I don't want tomorrow. Oh baby, tonight's so good, tonight's so good.“

Sollte Guy Sebastian das ESC-Finale am Samstagabend gewinnen, wird der Abend wohl nicht nur ein „guter“ werden. Geht es nach den Buchmachern, die in den vergangenen Jahren mit ihren Einschätzungen am Finaltag zumeist richtig lagen, ist ein Erfolg bei der Eurovision-Premiere Australiens nicht unwahrscheinlich. Mehr Chancen werden jedoch Schweden, Russland, Italien und Belgien prophezeit. Den Druck, gewinnen zu müssen, verspüre Guy Sebastian ohnehin nicht. Wenngleich der 33-Jährige zugibt: „Selbstverständlich würde Australien sehr gerne den Song Contest gewinnen, um auch in Zukunft mehr involviert zu sein.“

Eines ist fix: Im Falle eines Sieges fände er definitiv nicht in Australien statt. Man müsste sich einen Ko-Ausrichter in Europa suchen. Deutschland und Großbritannien sollen im Gespräch sein, auch der ORF hat Interesse bekundet, falls „Australien zahlt“. Sollte Sebastian nicht gewinnen, wird Australien im kommenden Jahr ein Zaungast sein. Auch das steht fest.

Guy Sebastian freut sich, am „Dialog Australiens mit Österreich beteiligt zu sein“. So bekomme er auch ein Forum, mit gängigen Klischees aufzuräumen: „Glauben Sie mir, in Australien trinkt man nicht ausschließlich Foster's.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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