Kristian Kostow hat laut Medienberichten angekündigt, im Falle seines Sieges ein "Zertrümmervideo" machen zu wollen. Seine russische Herkunft sorgt für Spekulationen.
Im Falle eines Sieges beim Eurovision Song Contest will Bulgariens Kristian Kostow die Siegestrophäe, ein gläsernes Mikrofon, zerschlagen - in Moskau. "Ich werde ein Zertrümmervideo machen, und hoffe, dass viele es ansehen werden", sagte der 17-Jährige ukrainischen Medienberichten zufolge. Unausgesprochen bleibt, ob die Ankündigung ein solidarischer Akt für seine Wahlheimat Russland sein soll.
Nach dem Finale (die "Presse" tickert live ) hoffe er, bald wieder in seine Wohnung in die russische Hauptstadt zurückzukehren und seinen Schulabschluss zu machen. Bulgarien gilt bei den Buchmachern als einer der Favoriten.
Salvador Sobral mit "Amor pelos dois" Zum Sänger der Herzen hatte sich der Adelsspross Salvador Sobral gemausert. Er holte den Sieg mit einem Song, der so gar kein Song Contest-Song sein will. Seine Choreografie verdient den Namen nicht, steht der Sänger doch am Mikrofon. Und aus. Dafür hat er einen zeitlos-gefühlvollen Fado im Gepäck, der sich in seiner Einfachheit von der Konkurrenz abhebt und tatsächlich berührt. Rang 1 (758 Punkte) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Kristian Kostow mit "Beautiful Mess" Der jüngste im Feld, der 17-jährige Bulgare Kristian Kostow, erfüllt mit beeindruckender Coolness die streng monochrome LED-Choreografie zu seiner Nummer mit Leben. Dazu ein androgyn-urbanes Outfit und souveräne Bühnenpräsenz - und schon gehörte der Bulgaro-Russo-Kasache, hinter dessen Nummer mit Conchita-Produzent Sebastian Armann auch österreichisches Sieger-Know-how steht, zu den Favoriten. Und so kam es dann auch zum Spitzenplatz, wenn auch deutlich hinter Portugal. Rang 2 (615) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Nathan Trent mit "Running On Air" Mit einem Herzschlagfinale hat es Nathan Trent als Letztgenannter am Donnerstag ins Finale geschafft. Dort gibt der Tiroler als weißgewandter Strahlemann die Rolle des Manns im Halbmond. Dazu noch Flügelchen an den Schuhen, und dem Aufwärts-Trent steht eigentlich nichts mehr im Wege. Für den österreichischen Beitrag reichte es schließlich zu Rang 16 (93 Punkte). Alles okay. Mehr war nicht drinnen in diesem Abend voller gleichklingender Songs. Und die anderen Teilnehmer? (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Imri Ziv mit "I Feel Alive" Imri Ziv aus Israel ist der Charming Boy des Wettbewerbs mit durchsichtigem Muscleshirt und einem Lächeln, das beileibe, um nicht zusagen vor allem nicht nur die Frauenherzen der ESC-Gemeinde höherschlagen lässt. Dazu eine discotaugliche Nummer, die der 25-Jährige mit hebräischer Folklore verschneidet. Rang 23 (39 Punkte) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Kasia Mos mit "Flashlight" Dass Kasia Mos mit ihrer Liebesballade und ihrem Bruder an der Fakegeige im Hintergrund ins Finale aufgestiegen ist, gehörte zu den Überraschungen des ersten Halbfinales. Aber die vielen Auslandspolen in den Ländern Europas wird es freuen. Rang 19 (77) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Naviband mit "Historyja majho zyccia" Weißes Outfit, weißes Propellerboot und lustige Folklorestimmung: Die Naviband aus dem Binnenland Weißrussland setzt auf sympathischen Gitarrenpop. Dabei singen Artem Lukyanenko und Ksenia Zhuk auf Weißrussisch relativ sinnbefreite Lyrics, die vor allem auf "Hey! Hey! Hay ya ya a ho" fußen und gute Laune machen. Rang 17 (83) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Artsvik mit "Fly With Me" Mit einer auf Indisch gestylten Choreografie samt Tänzerinnen, welche die vielarmige Gottheit Kali formen, hat sich Armeniens Sängerin Artsvik samt ihrer kühlen Mischung aus heimischer Folklore und Techno ins Finale gesungen. Mehr Multikulti geht eigentlich nicht. Rang 18 (79) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) O'G3NE mit "Lights And Shadows" Die drei sympathischen Schwestern aus den Niederlanden zeigen keine aufwändige Choreografie: Schwarze Kleider, mal ein synchrones Drehen und aus. Dafür eine eingängige Nummer im Roundergirlsstil, die charmant zum Mitklatschen einlädt und sich von LED-Exzessen mancher Kollegen abhebt. Rang 11 (150) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) SunStroke Project mit "Hey, Mamma!" Eine dreiköpfige Truppe stellt das SunStroke Project dar. Dazu haben sich die drei Männer noch drei Tänzerinnen im Brautoutfit dazugeholt - und potenzieren sich auf der LED-Wand vielfach selbst. Da wird es für die Retrosaxnummer ein wenig eng auf der Bühne, auch wenn diese mit House-Rhythmen Neuzeitliches vortäuscht. Überraschungs-Podestplatz. Rang 3 (374) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Joci Papai mit "Origo" Roma-Musiker Joci Papai singt die metaphernreiche Geschichte seines Lebens im Song "Origo" auf Ungarisch und verschmilzt bei dem berührenden Song Gypsyelemente, magyarischen Volkstanz und Rap. Thematisch geht es um enttäuschte Liebe, Rassismus und die persönliche Allianz mit Gott. Rang 8 (200) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Franceso Gabbani mit "Occidentali's Karma" Italiens Rauchstimme Francesco Gabbani hatte sich sogar zum Topfavoriten auf den Titel gemausert, scheint sein Timbre doch der Kehle Adriano Celentanos entsprungen und ist sein Song eingängiger Italopop. Dass der Text die Faszination des Westens für die Philosophie des Orients aufs Korn nimmt, werden die meisten angesichts des italienischen Lyrics nicht mitbekommen. Doch es wurde dann doch nur der sechste Platz. Portugal war der ehrlichere Beitrag. Rang 6 (334) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Anja Nissen mit "Where I Am" Bisweilen findet sich auch unter kühlen Skandinaviern ein Schreipflänzlein, das, wie hier Dänemarks Anja Nissen, eine Ballade im R'n'B-Stil schmettert und auf der Bühne einzig den Goldregen hinter sich weiß - eine schmerzhafte Erkenntnis, welche sie auf die Knie sacken lässt. Rang 20 (77) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Dihaj mit "Skeletons" Hart und bisweilen paranoid kommt die Performance von Dihaj aus Aserbaidschan mit einem Pferdekopfmensch auf einer Leiter und beschmierten Wänden eines Zimmers daher. Hart ist auch die elektrobeatlastige Nummer, welche die 27-Jährige als fundierte Musikerin ausweist. Rang 14 (120) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Jacques Houdek mit "My Friend" Dass Jacques Houdek aus Kroatien nach sechs erfolglosen Anläufen im Vorentscheid nun endlich seinen ESC-Auftritt hat, ist für den Sänger schon eine Leistung. Für den Finaleinzug hat sich der 35-Jährige aber auch gleich doppelt ins Zeug gelegt, singt er die von ihm mitgeschriebene Nummer "My Friend" doch als Duett - mit sich selbst. Einmal im operalen Bariton auf Italienisch und einmal im Falsett der 80er-Jahre-Disco-Hymnen. Rang 13 (128) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Isaiah mit "Don't Come Easy" Australien präsentiert heuer mit dem jungen Aborigine Isaiah eine schöne Story samt ebensolcher Augen. Musikalisch reißt Down Under beim dritten ESC-Antritt zwar keine Bäume aus, legt jedoch eine solide, zeitgemäße Popnummer vor. Aber wie wild muss es ein erst 17-Jähriger schon getrieben haben, wenn er Textzeilen wie "Been burned too many times to love easily" singt? Rang 9 (173) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Demy mit "This Is Love" Griechenland hat es heuer ganz ohne Sirtaki ins Finale geschafft, sondern mit klassischem Eurobeat. Demy liefert eine tanztaugliche Disconummer, die mit dem letzten Ton den Gehörwindungen aber auch schon wieder entschwunden ist. Rang 19 (77) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Manel Navarro mit "Do It for Your Lover" Spaniens Manel setzte sich im Vorentscheid nur dank der Jurystimmen durch, was auf der iberischen Halbinsel für einige Verstimmung sorgte. Nun präsentiert der Sunnyboy seine Strand-Sommer-Hymne mit der philosophischen Erkenntnis, dass man Probleme mit jemandem an der Seite oft leichter löst, im kalten Kiew. Gute Laune aber ohne großen Erfolg. Rang 26 (5) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Jowst mit "Grab The Moment" Jowst ist gar nicht der Sänger des norwegischen Beitrages, sondern der Typ in der Maske am Mischpult. Er legt mit seinem Sänger Aleksander Walmann eine eingängige Nummer vor, die zwischen Pop, Hip-Hop und DJ-Mucke changiert und musikalisch durchaus komplexer und kantiger aufgestellt ist, als der Refrain zunächst vermuten lässt. Umso einfacher ist da die Performance im Schlabberhemd gehalten. Rang 10 (158) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Lucie Jones mit "Never Give Up On You" Mit der castingshowerfahrenen Lucie Jones entsendet Großbritannien eine gute Stimme in die Ukraine, die mit "Never Give Up On You" allerdings eine Ballade im Gepäck hat, die nicht so recht abheben will, aber doch ganz routiniert daherkommt. Geschrieben hat die Nummer die dänische ESC-Siegerin Emmelie de Forest gemeinsam mit der britischen Band The Treatment. Rang 15 (111) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Hovig Demirjian mit "Gravity" Für Zyperns Beitrag zeichnet heuer der schwedische Erfolgskomponist Thomas G:Son verantwortlich, der mit "Euphoria" schon einen echten ESC-Hit landete. So weit wird es mit der Konfektionsware "Gravity" trotz stylishem LED-Wand-Minimalismus nicht kommen. Rang 21 (68) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Ilinca feat. Alex Florea mit "Yodel It!" Da jodelt sich eine Truppe an die Spitze des ESC-Reigens - und sie kommt nicht aus Österreich oder der Schweiz, sondern aus Rumänien. Ilinca und Alex sehen dabei auch so gar nicht nach Jodlern aus, bringen Riesenstimmung und zwei Riesenkanonen auf die Bühne. Dazu gibt es Ethnopop, Rapeinsprengsel - und eben Gejodel. Schluss mit der Zeit, als die Mallorcahymnen aus dem Mittelmeerraum kamen! Rang 7 (282) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Levina mit "Perfect Life" Nach zwei letzten Plätzen grassiert in Deutschland die Angst vor einer erneuten Blamage - nicht zu Unrecht, wie sich herausstellte. Die Popnummer reißt niemandem vom Hocker und der österreichische Choreograph Marvin Dietmann taucht die Bühne samt Sängerin auch noch in Einheitsgrau. Mehr als sechs Pünktchen wurden es nicht - besser als die dritte Nullnummer in Folge. Rang 25 (6) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) O.Torvald mit "Time" Harten Tobak hat Gastgeber Ukraine heuer im Angebot - und das bezieht sich nicht nur auf den Schädel auf der Bühne, aus dessen Augenhöhlen Lichtstrahlen entsteigen. Auch die Alternative-Rockband O.Torwald liefert mit "Time" die härteste Nummer des Finales. Rang 24 (36) (c) APA/AFP/SERGEI SUPINSKY (SERGEI SUPINSKY) Blanche mit "City Lights" Eigentlich hat Belgien heuer mit "City Lights" die beste Nummer im Talon. Kühle Elektronik wird hier gepaart mit der frappant androgynen Stimme der erst 17-jährigen Blanche. Dazu eine ebenso coole, reduzierte Inszenierung. Allerdings scheint die junge Sängerin ob dieser guten Voraussetzungen derart verschreckt, dass ihr die Verzweiflung wie ins Gesicht gemeißelt scheint. Durch dieses fehlende Bühnencharisma rutscht der Act vom Topfavoriten zu einem Top-Five-Kandidaten. Die Publikumspunkte katapultierte Blanche noch auf Rang vier. Rang 4 (363) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Robin Bengtsson mit "I Can't Go On" Im Dressman-Stil und samt flankierenden Burschen am Laufband, legt der 27-jährige Robin Bengtsson eine ebenso durchgestylte Popnummer vor. Rang 5 (344) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Alma mit "Requiem" Fröhlicher Parispop kommt heuer wieder einmal aus Frankreich, auch wenn Alma ein wenig verloren auf weiter Flur steht, während um sie herum Paris auf der LED-Leinwand herumfliegt. Dennoch ein sympathischer Abschluss des Finales mit Mitsummpotenzial. Rang 12 (135) (c) REUTERS (GLEB GARANICH) Portugiesische Emotion setzt sich durch (APA/AFP)
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