Die Stadt Oslo führt vor, wie man Elektroautos den Boden bereiten kann: Stromer stehen an jeder Ecke. Beliebtestes Modell: der Elektropionier Nissan Leaf, der nun gründlich überarbeitet - und billiger - wurde.
Oslo ist ein Dorado für Elektroautos. Man bezahlt beim Kauf keine Steuern, laufende Abgaben gibt es ebenso wenig wie Parkgebühren, und obendrein darf man die Busspur benützen. Zudem sind über die Stadt 200 Ladestationen verteilt, deren Benützung gratis ist.
Kein Wunder, dass an jeder Ecke ein Stromer parkt. Kein Wunder auch, dass Nissan sich die norwegische Hauptstadt als Präsentationsort für den neuen Leaf ausgesucht hat. Vom bislang erfolgreichsten Elektroauto der Welt wurden bisher 58.000 Stück verkauft. In Österreich waren es im Vorjahr gerade einmal 77.
Der neue Leaf wurde in über 100 Punkten verbessert, man hat den Wünschen der Kunden Rechnung getragen. Neben einer verbesserten Aerodynamik wurde das Gewicht reduziert, ein effektiveres Rekuperationssystem ist installiert.
Dank der Rückgewinnung von Energie beim Bremsen oder Rollen konnte die Reichweite auf 200 Kilometer erhöht werden. Dazu kommt eine effektivere Heizung, die weniger Energie benötigt.
Das Fahren mit dem Fünfsitzer gestaltet sich einfach. Einschalten, Fahrstufe einlegen, los geht's. Vorsicht beim ersten Ampelstart: Man muss aufpassen, nicht im Heck des Vordermanns zu landen. Immerhin stehen 254 Nm Drehmoment zur Verfügung, dies über den kompletten Drehzahlbereich. Auch die 109 PS Spitzenleistung sind respektabel, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 144 km/h begrenzt. Das Fahrwerk ist komfortabel und liegt erstaunlich gut. Schnelle Kurven sind kein Problem, man muss nur den Tacho im Auge behalten, denn der Geräuschpegel wird nur durch den Wind bestimmt.
Auch im Auge behalten sollte man die Anzeige für die Reichweite, aber sogar bei räuberischer Fahrweise sind 160 Kilometer drin. Dann muss der Leaf an die Steckdose. Acht Stunden dauert es, bis er aufgeladen ist, mit der neuen Schnellladestation, mit 32 statt 16Ampere abgesichert, kann man die Zeit halbieren. Könnte, denn die heimischen Stromlieferanten erlauben Haushalten nur 16 Ampere.
Erstmals wird der Leaf nun auch in Europa gefertigt, in Großbritannien. Vor allem aber wurde er deutlich billiger: Zu den 23.390 Euro kommen monatlich 79Euro für die Batterien. In Norwegen ist der Leaf das beliebteste Auto, hierzulande fehlen wohl noch ein paar Anreize der Politik.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)