Das Hemmers in Wien

(c) Hemmers/ Joe Malina
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Knödel, viel Wild und guten Schnaps gibt es in dem kleinen Südtiroler Lokal Hemmers unweit von Wien-Mitte.

Die Südtiroler haben in Wien ja – ähnlich wie die Vorarlberger – einen Sympathiebonus. Vielleicht liegt es an den Bergen und der schönen Landschaft. Vielleicht aber auch an den Knödeln und dem guten Schnaps. Beides Dinge, die dem Wiener nicht nur schmecken, sondern auch – gerade in kalten Novembertagen – wie dafür geschaffen zu sein scheinen, Trost zu spenden.

Jetzt hat also im dritten Wiener Bezirk, unweit von Wien-Mitte, ein kleines Südtiroler Lokal aufgemacht. Eines, das zwar auf der ersten Blick, dank eher kühlen, aufgeräumten Ambientes, ein bisschen dem Klischee von altem Holz, uriger Gemütlichkeit und großen Bratpfannen widerspricht. Aber der erste Blick kann bekanntlich ja täuschen. Eva und Christian Hemmer, die zuvor für das Studiocafé am Rosenhügel verantwortlich waren, haben den einstigen Italiener La Culina übernommen und daraus ein kleines Restaurant mit Südtiroler Gerichten gemacht. Die gelben Lederbänke und Stühle in Kombination mit Schwarz und Holz müssen einem nicht gefallen. Die Chefin ist überaus freundlich und kann sich gar nicht oft genug bedanken. Auch das mögen die Wiener bekanntlich ja – zumindest wenn man bösen Zungen glauben will.

Die Weine kommen aus Langenlois (Sax) und Meran (Kellerei Meran Burggräfler), das Bier aus Villach. Die Karte bietet eine Mischung aus Klassikern (Schnitzel), Südtiroler Spezialitäten (Knödeln) und Tagesgerichten, wie Gansl oder Linguine mit Eierschwammerln vom Rochusmarkt. Die Gerstlsuppe (4,20 Euro) kommt mit reichlich Selchfleisch daher und ist schön würzig. Das Wildcarpaccio mit Parmesan, Rucola, Steinpilzen und Trüffelöl (14,80) zeugt von einem guten Fleischlieferanten. Das Südtiroler Knödel-Tris (8,40) wird auf ein Linsenragout inklusive Schäumchen gebetet, das den etwas trockenen Speck-Buchweizen-Knödel rettet. Die Variante mit Spinat ist hingegen schön flaumig, die Rote Rübe im dritten Knödel allerdings kaum zu erahnen. Saltimbocca kommt hier in der Hühnervariante daher, gebettet auf einen Herbstsalat mit Nüssen, Weintrauben und Feigen. Nicht schlecht. Erfreulich auch die starke Wildpräsenz, etwa in Form von Pasta mit Wildbolognese. Und wie es sich für Südtirol gehört, kann auch der Schnaps (Marille, Birne) hier einiges. Auch das freut die Wienerinnen.


Hemmers: Gärtnergasse 12, 1030 Wien, Di–Sa, 11–22 Uhr, ✆ 01/974 24 62, www.hemmers.wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2014)

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