Kinder zu Hochleistern machen

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Ein Buch will zeigen, wie Kinder richtig zu formen sind.

Stanford muss himmlisch sein: „Ein Kosmos, in dem Intelligenz, Kreativität und Zukunft brillieren.“ Isabelle Liegl weiß das, weil einer ihrer Söhne an dieser Elite-Uni studiert. Die Menschen dort seien freundlich, gut gelaunt, schreibt die Mutter, der Campus idyllisch und das Klima „nicht zu heiß und nicht zu kalt“. Und: Stanford-Studenten würden bei den Olympischen Spielen im Schnitt 16 Medaillen gewinnen – wenn sie als eigenes Land antreten könnten, wären sie die Fünftbesten der Welt.

Dass der eine Sohn in Stanford studiert und der andere an der University of Chicago (ebenfalls eine Topadresse), ist Liegl zufolge weder einer glücklichen Fügung noch ausschließlich dem Ehrgeiz und Talent der Söhne zuzuschreiben. Sondern vielmehr der richtigen Erziehung, die im Buch ausführlich erläutert wird. Denn Eltern würden sich aus Angst, ihren Nachwuchs zu überfordern – oder um Konflikte zu vermeiden –, oft mit dem Mittelmaß zufriedengeben. Dabei würde „in unseren Kindern alles drinstecken, man muss es nur herauslocken“.

Wie das geht? Isabelle Liegl erklärt den Erfolgsweg durch die Erfahrungen mit ihren beiden Söhnen im Detail. Das beginnt, man ahnt es, nicht im Maturajahr. Im ersten Kapitel, das „Kindheit“ heißt, beschreibt sie das Fehlverhalten von Kindergärtnerinnen und erklärt, wie wichtig es war, dass sie sich immer wieder einbrachte, wenn es Konflikte gab. Sie erzählt von großartigen Lego-Welten und der Taktik, mehrmals in der Woche eine gewisse Zeit ausschließlich das zu machen, was das Kind möchte. Die Wichtigkeit des Hinschauens auf die Institutionen – ob Kindergarten oder Schulen – betont Liegl. Erzieherische Mängel blieben ihr gewiss nicht verborgen. Struktur, positive Motivation, frühe Förderung: Das sind die Schlagworte, die für Liegl den Erfolg versprechen. Bei Süßigkeiten, Aufräumen, Helfen im Haushalt, Haaren und Kleidung gab sie durchaus nach, um das große Ziel erreichen zu können: „Erfolg im Leben“. Und das bedeutet vor allem: die richtigen Hochschulen.

So geht es im Buch weiter über die Kapitel „Schule“ („Bei uns bewegen sich die Kinder ziemlich lang in einer Komfortzone“) hin zur „Internationalität“ (möglichst noch während der Schulzeit), „Finanzierung“ und „Organisation“. Dazwischen liefert sie praktische Ratschläge: „Fördern Sie so früh wie möglich den Gleichgewichtssinn und die Koordination Ihrer Kinder mit Reiten oder Ballett, mit Klettern, asiatischen Kampfsportarten oder Kickboxen.“ Verziert wird das alles mit vielen kleinen Geschichten von anderen Kindern, die in gewissen Dingen nicht so erfolgreich waren. Oft aufgrund des mangelnden Engagements der Eltern.

Im zweiten Teil des Buches folgen die Überlegungen von Albert Wunsch, dem Psychologen und Autor des Buches „Die Verwöhnungsfalle“. Er sieht Eltern als Navigationsgerät, das den Kindern „die Koordinaten auf dem – sicher auch oft beschwerlichen – Weg zum Ziel verdeutlichen“ soll, um so „zu deren ganz persönlichen Berufsbestrebungen und ihrer Lebenszufriedenheit beizutragen“. Insgesamt ein Buch, das fast wie Satire klingt .

Ratgeber

„Wo bitte geht's
nach Stanford?

Wie Eltern die Leistungsbereitschaft ihrer Kinder fördern können“
Isabelle Liegl und Albert Wunsch
April 2017
Beltz-Verlag
327 Seiten

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2017)

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