Kampf der Emirate: Abu Dhabi gegen Dubai

Hier geht es nicht um harmlose Sandkastenspiele fadisierter Scheichs. Es geht um ein Match der Giganten: Abu Dhabi gegen Dubai - in Katgorien wie Kultur, Shopping, Restaurants, Hotels, Clubs und Bars.

Sie rivalisieren auf allen Ebenen: die Scheichs von Dubai und Abu Dhabi. Wer hat die luxuriöseren Hotels, die höheren Wolkenkratzer, die größeren Einkaufszentren, die absurderen Fantasiewelten, die schönere Wüste, die glamouröseren Lokale, die verrückteren Ausbaupläne? Wir haben uns vor Ort umgeschaut und stellen fest: Noch führt Dubai, doch auf dem Weg vom Land der Kameltreiber zum Glitzer-Emirat holt Abu Dhabi schneller auf als ein Wüstensturm. Das Match:

Shopping

Dubai  –  Abu Dhabi 1:0. Sie heißen „Jumeirah Janes“ und sind die „Desperate Housewives“ von Dubai. Und auch wenn sie nicht verzweifelt sind, dann wirken sie zumindest fadisiert. Die Frauen der Expats treffen sich täglich im Café, beim Friseur oder bei ihrem einzigen Hobby: Shopping. Weil Einkaufen aber auch die Lieblingsbeschäftigung der Sheikhas ist, ist es kein Wunder, dass Dubai nicht einfach nur Einkaufszentren baut, sondern gleich ganze Stadtteile. Downtown Dubai ist so einer. Ein neuer Bezirk mit dem Burj Khalifa (siehe Baustelle) als Wahrzeichen. Gleich daneben lockt die Dubai Mall, das größte Einkaufszentrum der Welt, mit einem Megaaquarium, einer Eislaufbahn, einem King-of-bling-Goldsouk und so vielen internationalen Topmarken, dass wir einen Orientierungsplan benötigen, um uns nicht zu verlaufen. Pflichtstopp: ein Cupcake in der Magnolia Bakery bei Bloomingdales. Denn nur mit der nötigen Portion Zucker im Blut schafft man auch noch den Souk Al Bahar mit weiteren 130 Geschäften und 25 Restaurants direkt daneben. Ganz ähnlich angelegt, aber nicht ganz so gigantomanisch: das Viertel Dubai Marina. Die Pool-Bar Shades mit Blick Richtung Jachthafen im Yuppie-Hotel The Address ist der einzige richtige Platz, sich von der Einkaufstour in der Marina Mall zu erholen. Unerwartet europäisch ist The Walk: eine 1,7 Kilometer lange Flaniermeile mit Cafés, Restaurants und Shops.

Unklimatisiert unter freiem Himmel  von Saks Fifth Avenue bis zur Boutique 1 (bester Conceptstore der Stadt) bummeln? In Dubai eigentlich undenkbar. Doch den Leuten gefällt’s. Trotz immerwährender Angst vor der Hitze. In puncto Shopping kann Abu Dhabi definitiv noch nicht mithalten. Natürlich gibt es Malls, und selbstverständlich bietet die eine oder andere auch eine Eishalle. Eine echte Konkurrenz dürfte aber erst mit der 500 Shops starken Yas Mall oder dem Umbau der Corniche zur Prachtstraße am Ufer entstehen. Wer heute wirklich shoppen will, muss nach Dubai.

Kultur

Dubai  –  Abu Dhabi 0:1. Gut, es sind Vorschusslorbeeren für Abu Dhabi. Aber allein die Ausstellung im Emirates Palace über die Pläne des aus dem Meer gestampften Art District Saadiyat Island ist überwältigend. Spätestens im eigens zur Visualisierung erbauten Besucherzentrum wird klar: Abu Dhabi will Weltkulturhauptstadt werden. Dorthin muss man es allerdings erst einmal schaffen. Die Taxifahrer sind mit dem neuen Baustellenbezirk samt Verkehrskonzept noch nicht vertraut. Aber mit ein bisschen Geduld findet man zum mysteriösen Manarat Al Saadiyat, das übersetzt so viel bedeutet wie Platz der Erleuchtung. Mit Harry-Potter-ähnlichen Computeranimationen surfen wir schließlich durch die virtuelle Welt des künftigen Kunstviertels: ein zweiter Louvre, gebaut von Jean Nouvel, eine Dependance des Guggenheim-Museums von Frank Gehry, eine Veranstaltungshalle von Zaha Hadid. Beeindruckend. Geheimnisvoll geben sich die Scheichs nur beim Zayet National Museum. Nur so viel ist fix: Bei den Architekten wurde nicht gespart: Foster + Partners bauen das erste historische Nationalmuseum.

Dubai kann dem momentan nicht viel entgegenhalten. Außer der Kunstmesse Art Dubai und einer vitalen Galerienszene. Pioniere wie Third Line oder die Ayyam Gallery in der Industriezone Dubais zeigen regionale und internationale moderne Kunst. Bei einem Besuch empfiehlt sich jedoch, das Taxi in einer Stunde zurückkommen zu lassen. Über Taxifunk wird kein Fahrer jemals wieder herfinden. Als Künstler-Grätzel hat sich auch die Altstadt Bastakiya etabliert. Da, wo heute noch Windtürme statt Klimaanlagen im Einsatz sind, bekommt man heute noch ein Gefühl, wie die ehemalige Wüstenstadt einst funktioniert hat. Genau dort befinden sich auch die alteingesessenen Galerien Majlis und XVA, in denen die Amerikanerin Mona Hauser inmitten ihrer eigenen Sammlung die beste Minzlimo weit und breit ausschenkt. Sie beherbergt außerdem junge Künstler und Gäste – im vermutlich einzigen Boutique-Hotel Dubais.

Fantasiewelten

Dubai  –  Abu Dhabi 1:0. Heute klingt es relativ normal, wenn man in Dubai Ski fahren will. Doch vor einigen Jahren war die überdachte Skihalle bei der Mall of the Emirates der letzte Schrei. Schnee in der Wüste, noch dazu eine schwarze Piste – zumindest aus Sicht der Scheichs. In Dubai kann man jedes Hobby ausüben. Ein Blick in die Veranstaltungszeitungen offenbart Klubs für jeden noch so ungewöhnlichen Sport: Falknerei, Drachenboot fahren, Dünen-Buggying, Krabbenfischen, Laser Tagging (Paintball ohne Farbe).

Geschwindigkeitsfanatiker rasen im Dubai Autodrom, Wasserratten planschen im Wild Wadi Water Park. Dort gibt es das angeblich wildeste Wellenbecken mit einer 1,5 Meter hohen künstlichen Brandung, einer Speed-Rutsche mit Beschleunigung auf 80 km/h und einer Wasserachterbahn. Ruhiger ist die Unterwasserwelt im kitschigen Pink Palace des Atlantis auf der Kunstinsel The Palm. Als Statement in Sachen Größe und Modernität gilt die neue Pferderennanlage Meydan mitsamt Hotel, Restaurants und Jachthafen. Allein die Tribüne ist einen Kilometer lang, 60.000 Besucher können die Pferde auf einem 110 Meter langen Bildschirm verfolgen. Kein Wunder, dass hier jährlich das mit 26 Millionen Dollar höchst dotierte Rennen stattfindet.

Da hinkt Abu Dhabi in Sachen bizarre Unterhaltung ziemlich hinterher. Bisher war die „Sheikh Zayed Grand Mosque“ der einzige Renner unter den Sightseeing-Angeboten. Die größte Moschee der Emirate (die größte der Welt steht ausnahmsweise in Mekka) lockt mit der größten Kerze und dem längsten Teppich der Welt. Doch nun startet das Emirat zum Gegenangriff. Die Ferrari World eröffnet, kurz bevor der Formel-1-Zirkus im Wüstenstaat haltmacht. Günstig gelegen auf der mit Petro-Dollar gebauten Rennstrecke auf Yas Island. Zum (natürlich) weltgrößten Indoor-Themenpark, dessen Dach der Motorhaube des roten Flitzers nach­ge­­bildet ist, gehört der mit Tempo 240 km/h (natürlich) schnellste Rollercoaster auf dem Globus.

Restaurants/Bars/Clubs

Dubai  –  Abu Dhabi 1:0. Namedropping gehört zu Dubai wie der Sand zur Wüste. Über nichts unterhalten sich die Leute dort lieber als über die Neuigkeiten, welcher Koch gerade wieder wo ein Lokal eröffnet hat. Viele Spitzenköche sind ja schon da: Gordon Ramsay mit seinem Flagship-Restaurant Verre im Hilton Dubai Creek, die Rivalen der japanischen Küche Zuma (im Finanzdistrikt DIFC) und Nobu (im Atlantis), die Italiener Locatelli (Atlantis) und Carluccio (Dubai Mall), der indische Kochstar Vineet Bathia mit seinem Indego im Hotel Grosvenor House. Gleich ums Eck: ein Ableger der legendären Buddha Bar. Auch wenn dessen einstiger Gründer, Raymond Visan, mittlerweile den besten Club der Stadt betreibt: das Sanctuary im Atlantis. Namen zählen. So schenkt Modedesigner Roberto Cavalli seinen eigenen Wodka im Cavalli-Club aus, Swarovski-Glitzer-Attacke inklusive (Fairmont Hotel, DIFC). Und im kommenden Jahr steht im wahrsten Sinne des Wortes eine Spitzeneröffnung auf dem Programm: At.mosphere, ein Restaurant im 122. Stock des Burj Khalifa – auf solcher Höhe müssen Gäste normalerweise ein Flugticket buchen, um etwas zu essen zu bekommen. Viel konservativer geht es (noch) in Abu Dhabi zu. Eigentlich hat in den lezten Monaten nur ein neues Lokal von sich reden gemacht: der Asiate Cho Gao im Crowne Plaza.

Hoteldesign

Dubai  –  Abu Dhabi 1:0. Bei Hotels erlebt Dubai heuer einen wahren Eröffnungsmarathon. Die meisten Schlagzeilen konnte bisher das Armani Hotel im Burj Khalifa verbuchen. Auch wenn es sich in den unteren Stockwerken des höchsten Gebäudes der Welt befindet, ist es doch ein Vorzeigeprojekt des Modedesigners. Und entsprechend pingelig soll er bei der Abnahme auch gewesen sein: Hier ein wenig zu hell, dort ein wenig dunkel, aber bis zur Eröffnung war schließlich alles perfekt. So sind sie eben, die italienischen Maestri. Ebenso kühl, stylisch und im völligen Kontrast zum 1001-Nacht-Zauber gibt sich die örtliche Hotelkette The Address, die gleich mit zwei Hotels im Stadtteil Downtown Stellung bezogen hat. Unbedingt Drinks in den Expat-gefüllten Bars Amatista und Calabar nehmen. Talk of town ist derzeit die Eröffnung des One & Only The Palm, das Kempinski Emerald Palace auf der Palme folgt noch heuer und Donatella Versace will nächstes Jahr den Palazzo Versace am Creek eröffnen. Im Match der selbsternannten Siebensterner bleibt es bei zwei Erzrivalen: das „Segel“ Burj Al Arab an der Küste von Jumeirah gegen das Emirates Palace in Abu Dhabi. Dabei ist im benachbarten Emirat unlängst ein viel spannenderes „Ufo“ auf der Grand-Prix-Strecke gelandet: das Yas Hotel mit Golfkurs und Marina. Das ganze Haus ist von einer spektakulären Glashülle überzogen, die das blasenförmige Gebäude nachts in allen Farben strahlen lässt. Schalldicht ist es allerdings nicht. Steht ein Rennen auf dem Plan, brauchen Gäste starke Nerven. Die Autos rasen in einer Lautstärke vorbei, dass man den Eindruck hat, sie fahren mitten durchs Badezimmer. Es ist noch auf dem Reißbrett, sieht aber ebenso futuristisch aus: das Sky Bridge Hotel. Ab 2012 soll es wie ein verglaster Riesen-Zeppelin auf einer Brücke schweben.

Wüste

Dubai  –  Abu Dhabi 0:1. Sternegucken im Wüstencamp hört sich in Dubai circa so an: Wrrrrrow!!! Und das im Minutentakt. Leider liegen viele der nachgebauten Beduinenzelte in der Einflugschneise des Flughafens. Schon bei der Anfahrt überkommt uns das Gefühl, die Wüste, die das Land einst beherrscht hat, sei heute nur noch Attrappe: Ein paar Kilometer Autobahn stadtauswärts, dann einmal scharf abgebogen und hinter dem Hügel ist schon das Ziel. In Abu Dhabi ist das anders. Da fährt man kilometerlang auf schnurgeraden Straßen durch den Sand, bis man gefühlt wirklich mitten in der Wüste ankommt. Dort steht dann zum Beispiel das Qasr al Sarab, ein Luxushotel inmitten 200 Meter hoher Dünen, mitsamt einem 9000 Quadratmeter großen Reservat, in dem Kamele, Antilopen und Gazellen davonlaufen, wenn Sandboarder, Wüstenjeeps und Kameltrekker anreisen.

Baustellen und Visionen

Dubai  –  Abu Dhabi 0:1 Vor wenigen Jahren noch war ganz Dubai eine Großbaustelle. Mittlerweile sind tatsächlich viele Projekte fertig geworden. Einige wurden gestoppt oder zumindest verschoben, wie das Megaprojekt Dubai Land, eine Art Las Vegas Strip mit Themenparks wie der Dinosaurier-Welt und einer Filmstadt. Warten muss auch die zum Teil bereits aufgeschüttete künstliche Inselwelt The World, eine Oper, ein Nachbau von Venedig und von den Pyramiden von Gizeh sowie das erste Unterwasserhotel Hydropolis. Unklar ist auch die Zukunft des Finanzzentrums DIFC. Ein Manhattan des Ostens hätte es werden sollen. Dann kam die Krise. Und weil heute tausende Fondsmanager mangels Arbeit nur gelangweilt ihr Essen holen, muss der Bezirk auch noch mit dem lästigen Spitznamen Dubai International Food Court kämpfen.

Besser schaut es mit der Metro aus. Sie durchquert bereits auf 50 Kilometern die Stadt – klimatisiert mit futuristischen Stationen und dem Bonus, dass durch die Haltestellen die zwölfspurige Hauptader Sheik Zayed Road zumindest an einigen Stellen für Fußgänger passierbar wird. In den Emiraten nimmt man eben lieber das Auto. Oder einen Flug. Entsprechend wichtig ist den Scheichs der Ausbau des Dubai World Central International Airport zum – wie könnte es anders sein – größten Flughafen der Welt. Zur besseren Vorstellung heißt das 160 Millionen Passagiere pro Jahr oder zweimal Heathrow plus einer Commercial City mit bis zu 800 Hochhäusern. Die Fertigstellung ist realistischerweise erst für 2030 anvisiert.

Heuer fertig gestellt: der Burj Khalifa, mit 828 Metern höchstes Gebäude der Welt, auch wenn die obersten Geschoße innen wohl noch länger roh bleiben werden. Der Wolkenkratzer wurde übrigens in letzter Minute umbe­nannt. Burj Dubai sollte er heißen. Dann ist den Scheichs das Geld ausgegangen und das Nachbaremirat Abu Dhabi musste einspringen. Als Dank trägt das Prestigeprojekt nun eben den Namen eines Präsidenten der Emirate, der aus Abu Dhabi stammt. Das Ticket nach oben kostet übrigens luxuriöse 400 Dirham, umgerechnet 100 Euro. Wenn man gegenüber ins Hotel The Address an die Bar im 66. Stock fährt, hat man eine fast ebenso gute Aussicht mit einem Bonus: Man sieht auch den Burj Khalifa. Und den protzigen Springbrunnen, der alle 20 Minuten 150 Meter hohe Wasserfontänen in die Luft der Wüstenstadt schießt, sieht man von unten ohnehin am besten.
Während Dubai lange als größte Baustelle der Welt gegolten hat, holt Abu Dhabi kräftig auf.

Das Prestigeprojekt heißt Saadiyat Island. Dort verwandelt sich ein kahler Küstenstreifen in ein Museumsquartier (siehe Kultur). Außerdem sollen acht weitere Inseln zu Desert Island zusammengelegt werden, einem Touristenparadies mit viel Natur.  Ein Hotel ist schon offen, das Desert Island der Anantara-Gruppe. Was prophezeite Hoteleröffnungen angeht, übernimmt Abu Dhabi den Titel als Ankündigungskaiser ohnehin volley von Dubai. Rund um die Museen möchte so gut wie jede große Kette ein Haus betreiben, darunter St. Regis, Shangri La, Mandrain Oriental. Spektakulär dürfte das Hyatt im „Schiefen Turm von Abu Dhabi“ ausfallen, der natürlich um einige Grad schräger sein soll als das Vorbild in Pisa. Am Herzen liegt den von Superlativen getriebenen Scheichs die Masdar City, eine Zero-Carbon-, Zero-Waste-Stadt als Wiedergutmachung. Abu Dhabis Einwohner halten nämlich auch einen Negativrekord: Sie hinterlassen den größten ökologischen Fußabdruck der Welt.

TIPPS DUBAI

Hotels
One & Only The Palm mit Espa-Spa und weißem Sandstrandhttp://thepalm.oneandonlyresorts.com
Atlantis, The Palm Jumeirah mit Nobu, Ronda Locatelli und dem Sanctuary Club www.atlantisthepalm.com
The Address modernes Stadthotel, dreimal in Dubai, www.theaddress.com


Shopping, Essen, Trinken
Dubai Mall größtes Shoppingcenter der Welt Divaz Partyboot des Jebel Ali Resorts www.jebelali-international.com

TIPPS ABU DHABI

Hotels
Yas Hotel mit dem besten Blick auf die Formel-1-Strecke www.theyashotel.com/
Qasr al Sarab, Luxusresort mitten in der Wüste mit Anantara-Spa http://qasralsarab.anantara.com/


Sightseeing
Sheik Zayed Grand Mosque mit längstem Teppich und größter Kerze
Ferrari World für große und kleine Geschwindigkeitsfanatiker
Manarat al Saadiyat Vorschau auf den Kulturbezirkwww.saadiyat.ae

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