Essen statt Romantik: Ein Teller voller Rosen

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Auf der einen Seite ist sie ein kitschiges Symbol der Liebe, auf der anderen Seite macht sie sich auch in der Küche gut – die Rose als Gewürz, Tee, Sirup oder Marmelade.

Die Rose hat ihre Würde verloren. Kaum eine Pflanze wird so klischeehaft eingesetzt wie das Rosengewächs – und noch dazu unter dem Deckmantel der Liebe verkauft. Sie wird zuhauf eher unoriginell unter Liebenden verschenkt, taucht Arm in Arm mit Verkäufern in irgendwelchen Spelunken auf und wird zerstückelt meist lieblos oder – noch schlimmer – liebevoll auf Betten zahlreicher Wellnesshotels verstreut. Das hat sie nicht verdient.

Aber es gibt Hoffnung für diese zum einfallslosen Symbol der Liebe mutierte Pflanze – und zwar in der Küche. Dort kann sie sich durchaus nützlich machen, etwa als Gewürz, Tee, Sirup oder Marmelade. Und sie kann auch etwas für unsere Gesundheit tun – speziell für jene der Frauen.


Die Rose als Herzmedikament. „Die Rose ist eine fantastische Pflanze. Sie wirkt immer harmonisierend. Wenn man aufgeregt ist, wirkt sie entspannend. Wenn man niedergeschlagen ist, regt sie angenehm an“, sagt Angelika Unterrainer vom Naturprodukthersteller Sonnentor. Rosenblätter und Knospen sind für sie die „ideale Frauenmedizin“. Ein Tee aus Rosenknospen soll vor allem bei Wechselbeschwerden oder Regelschmerzen krampflösend und entspannend wirken. Auch auf die Psyche oder besser gesagt auf das Wohlbefinden soll sie einen Einfluss haben. „Wenn man auf die ganze Welt beleidigt ist, trinkt man eine Tasse Rosentee, und man ist wieder im Gleichgewicht“, meint die begeisterte Rosenanhängerin. Verantwortlich dafür macht sie die Inhaltsstoffe wie ätherische Öle oder Gerbstoffe.

Während die Rose bei uns ein Dasein als Zierpflanze fristet, kommt sie in der „Traditionellen chinesischen Medizin“ (TCM) vor allem als Heilmittel zum Einsatz. Dort gilt sie als Herz- und Lebermedikament. „Die Blüten haben in der TCM eine sehr große Leberwirkung. Die Leber ist sehr anfällig für Stress, auch emotionalen“, sagt TCM-Ernährungsberaterin Maria Michalitsch. Sie empfiehlt ebenfalls Rosenblütentee, wenn man – oder besser gesagt frau – frustriert und niedergeschlagen ist. Allerdings gilt das eher bei „unterdrückter, depressiver Stimmungslage“. „Bei extrovertierten Personen kann das eher dazu führen, dass man noch aufgewühlter ist und zum Beispiel viel redet.“ Da sie eine wärmende Wirkung hat, ist sie auch eher für Menschen geeignet, denen leicht kalt wird. Die Hagebutte – die Frucht der Rose – kommt wiederum Blase, Niere und Dickdarm zugute. In der europäischen Medizin gilt die Rose als blutreinigend, nervenstärkend, entzündungshemmend und soll gegen Stress wirken.


Rosensalz und Rosenchips. Aber genug von der Gesundheit, die Rose kann und soll auch einfach schmecken. Die Liste der Rezepte ist lang und geht weit über das Kapitel Süßspeisen hinaus. Vor allem im orientalischen Raum kommen Rosenblätter und -knospen zum Einsatz – etwa im Lammeintopf oder als Rosengelee zu Mehlspeisen. Bernadette Wörndl vom Kochbuch- und Gewürzshop Babettes hat dazu einige Rezepte auf Lager.

Sie würzt gegrillte Jakobsmuscheln oder Fisch gern mit einem selbst gemachten Rosensalz. „Dazu einfach getrocknete Rosenknospen im Mörser zerkleinern und mit grobem Meersalz vermischen.“ Rosenblüten kommen bei ihr auch ins Ragout aus geschmortem Rind, Roten Rüben und Linsen. „Das ergibt eine frische, blumige Note“, so Wörndl.

Puristen können die einzelnen Rosenblätter zuerst in Eiweiß, dann in Zucker wälzen und getrocknet knabbern oder damit Trüffel dekorieren. Für ein Rosen-Panna-cotta werden getrocknete Blüten mit Vanille in Schlagobers oder Milch ausgekocht, danach muss man sie zehn bis 15 Minuten ziehen lassen (oder noch besser über Nacht) und dann einfach weiterverarbeiten. Für Obstsalat, Erdbeeren oder Roseneis eignet sich Rosensirup. Auch der lässt sich relativ einfach selbst herstellen. Zucker und Wasser (1:1) vermengen und getrocknete Rosenknospen darin ziehen lassen.

Der so gewonnene Sirup passt auch gut zu Grießflammerie. Wobei, übertreiben sollte man es mit dem Einsatz nicht. „Die Rose sollte man in der Küche nur reduziert einsetzen“, sagt Babettes-Mitarbeiterin Wörndl, „sonst ist der Geschmack zu penetrant.“ Wer schon einmal einen zu intensiven Rosentee probiert hat, weiß, dass die weiche Note schnell einmal die Assoziation zu Seife hervorrufen kann.

Angelika Unterrainer von Sonnentor empfiehlt den Einsatz von Rosenblättern vor allem bei (zu) scharfen Speisen. „Die Rose sorgt für einen weichen Komplex und federt die Schärfe etwas ab.“ Sie hat in den vergangenen Jahren ein deutlich steigendes Interesse an der Rose als Gewürz beobachtet. „Die 20Prozent, die kochen, kochen wirklich und lassen sich auch etwas einfallen.“ Wobei der Kücheneinsatz der Rose durchaus nichts Neues ist. Schon die alten Römer griffen auf das Gewürz zurück, nicht nur, um Wein zu verfeinern.


Honig, Pfeffer, Nudel. Wer sich zu den von Unterrainer beschriebenen restlichen 80 Prozent zählt – also lieber kochen lässt –, kann mittlerweile auf eine Vielzahl an bereits verarbeiteten Produkten zurückgreifen. So bietet etwa der Verein Steirerrose nicht nur Rosenblütenblätter aus Bioanbau an, sondern verarbeitet sie auch zu Gelee, Marmeladen, Sirup, Likör, Honig, Zucker, Salz, Pfeffer und sogar Nudeln.

Genug Einsatzmöglichkeiten in der Küche also, um die Rose ein wenig von ihrem allzu kitschigen Romantikklischee zu befreien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2012)

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