Geschmacksfrage: Plachutta in der Vorstadt

Mario Plachutta hat einen neuen Lounge-Italiener eröffnet. Und der ist in jeder Hinsicht auf Hietzing zugeschnitten.

Hietzing sei ein bisschen wie Baden bei Wien, sagt Mario Plachutta. Also eine Kleinstadt im Schatten der Großstadt oder so ähnlich. Plachutta muss es wissen, gastronomisch regiert er den sogenannten bürgerlichen Bezirk. Hier nahm der Siegeszug der Tafelspitz-Kette der Familie Plachutta seinen Ausgang, hier lebt er; und hier hat er nun ein italienisches Restaurant namens Mario eröffnet.

Das ist im derzeit allgegenwärtigen Lounge-Stil gehalten, also modernes Design mit den üblichen Retro-Zitaten, helles Oliven-Holz und natürlich Leder. An der Bar drängeln sich die lokalen Schönen – Kategorie „Desperate Housewives“ und eben nicht mehr „Sex and the City“ – und warten, bis ein Tisch frei wird. Ein Fabio‘s für Hietzing könnte ich schreiben, dann sind sicher beide Herren böse.

Klassiker in Hietzing.

Um bei dem Thema zu bleiben: Plachutta wurde in Österreich nie so richtig als erfolgreich wahrgenommen, im Ausland ist das anders, da widmet die New York Times dem Wasserfleisch-Meister schon eine halbe Seite. Durchaus zu Recht, denn sein kommerzielles Konzept einer gehobenen Systemgastronomie geht voll auf. Das dürfte auch im neuen Lokal in Hietzing der Fall sein, wo Restaurants rar sind. Die Mario-Küche setzt auf die Klassiker-Kombination frische Pasta (mit Ei!) und Gegrilltes.

Unter Ersterer fallen die Tagliatelle positiv auf, die Kreation des Grammel-Risottos dürfte für Diskussionen sorgen. Geschmacklich haut es hin, Probleme gibt es bei der Konsistenz: Die Grammeln werden weich, je weiter sie unter den Reis gerührt werden. Das Branzinofilet und die Kalbsleber hätte der Grill-Meister vielleicht ein paar Sekunden früher vom Rost nehmen sollen. Und die Polenta-Ziegel und das Paprika-Gemüse daneben wären gar nicht notwendig gewesen, aber vielleicht sind die Hietzinger ja eher die Beilagen-Esser. Wirklich witzig ist die Erfindung der Mozzarella-Würstel: Weißwürste mit dem beliebten Langeweiler-Käse drinnen, schmeckt schön rund. Käsekrainer für Hietzinger also.

Hat wer hat eine billige Villa abzugeben – im Tausch gegen eine Stadtwohnung vielleicht?

Mario,
1130 Wien Lainzerstraße 2,
Tel: 01/876 90 90,
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9 bis 0.30,
Sa und So 11 bis 0.30 Uhr.

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