Das Mersin Tantuni ist eigentlich nur ein kleiner Imbiss in Ottakring, aber hier gibt es türkische Küche, wie es sie eben nicht überall gibt.
Ob der Ramadan der richtige Zeitpunkt ist, ein türkisches Lokal zu testen, ist natürlich eine legitime Frage. Doch das Lächeln der Frau, die gerade das Menü für den Abend auf eine Tafel geschrieben hat, wirkt absolut einladend. Und auch wenn bis zum Sonnenuntergang noch einige Zeit vergeht – und Muslime erst ab diesem Zeitpunkt das Fasten unterbrechen –, gibt es gar keinen Zweifel, dass die Gäste auch jetzt schon bewirtet werden.
Es ist nur ein kleiner Imbiss, von einem echten Lokal will man eigentlich gar nicht reden, aber unter den zahlreichen türkischen gastronomischen Versorgungsstätten Wiens ist das Mersin Tantuni (Haberlgasse 53, 1160 Wien, ✆+43/(0)1/954 05 81) doch ein wenig anders. Da es die lokale Küche aus der Region Mersin (an der Mittelmeerküste, gelegen zwischen den Provinzen Antalya und Adana) auf der Karte stehen hat – und weil diese Küche vor allem für Tantuni bekannt ist. Das wiederum sind Rollen aus sogenanntem Yufka-Teig, die mit Fleisch – von Kalb oder Lamm – gefüllt sind. (Hier gibt es das Fleisch auch in einer Sandwichvariante.) Das Spannende daran: Das Fleisch ist nicht von einem Dönerspieß gesäbelt, sondern stückweise geschnitten. Und ja, das macht einen Unterschied. Probieren also absolut empfohlen. Was die anderen Gerichte angeht, bewegt man sich allerdings im Mainstream. Die Linsensuppe ist in Ordnung, die Manti schwimmen in ein bisschen zu viel Joghurt, dafür werden die gebackenen Hamsi (Sardinen) liebevoll im Kreis auf einen Teller drapiert. So, wie es sich auch gehört.
Günstig durch den Mainstream probieren lässt sich während des Ramadan auch im Etap (Neulerchenfelder Straße 13, 1160 Wien, Mo–So, 6–2 Uhr, ✆+43/(0)1/406 04 78). Bis zum Ende des Fastenmonats am 7.August gibt es täglich zum Sonnenuntergang ein All-you-can-eat-Buffet für 14,90 Euro, bei dem Suppen, Vorspeisen, Kebab, Köfte, Lammfleisch und Süßspeisen wie Sütlac (Milchreis) auf den Teller gepackt werden können. Wenn man das mag... Immerhin, zumindest wird die Erfahrung aus türkischen All-inclusive-Klubs dadurch ironisch gebrochen, dass man nicht mit österreichischen und deutschen Urlaubern vor den Warmhaltebehältern in der Schlange steht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2013)