Bierselig: Neun Brauer gegen die Großen

Bierselig Neun Brauer gegen
Bierselig Neun Brauer gegenJindřich FOLTIN
  • Drucken

Neun mittelständische Brauereien haben sich zum Verein Culturbrauer zusammengeschlossen und laden erstmals zum Biercultur-September.

Josef Rieberer hat ein Lieblingswort: die Bierseligkeit. „Das gibt es nicht im Englischen oder Französischen, das kann man auch nicht übersetzen. Es beschreibt diesen ganz leicht berauschten Zustand nach dem ersten Pfiff. Der Hopfen löst die Muskeln und man ist entspannt“, sagt der Geschäftsführer der Brauerei Murau. Er ist derzeit Sprecher der Brauerei-Vereinigung Culturbrauer, die seit 2008 besteht und sich der Vielfalt und Regionalität des Bieres verschrieben hat. Neun Brauereien aus fast allen Bundesländern – nur Wien und das Burgenland fehlen – sind derzeit dabei: Schloss Eggenberg, Hirter, Mohrenbräu, Zillertal, Zwettler, Schremser, Trumer, Freistädter und Murauer.

Gestern, Dienstag, wurde der erste Biercultur-September eröffnet, im Rahmen dessen österreichweit in 25 gastronomischen Betrieben bis 30. September eine Art Bierfestival veranstaltet wird. In Wien wird etwa am 28. August in Brandauers Schloss-Bräu in Hietzing eine „Bierkulinarische Reise durch Österreich“ unternommen. Das Gasthaus Nestroy in der Leopoldstadt wiederum lädt von 30. August bis 1. September zum „Herbstfest des Bieres“.

Damit wollen die neun mittelständischen Privatbrauereien der „Uniformierung des Biergeschmacks“ den Kampf ansagen. „Die österreichische Bierlandschaft ist geprägt von einem holländischen Marktgiganten, der über 60 Prozent des Marktes hält“, sagt Rieberer in Hinblick auf Heineken.

Mit solchen Mengen werden die neun Brauereien zwar nicht mithalten können. Gemeinsam haben sie einen Marktanteil von 13 Prozent und brauen im Schnitt jeweils 100.000 Hektoliter Bier im Jahr (die größte, Murauer, kommt auf 280.000 hl, die kleinste, Schremser, auf 30.000 hl). Allerdings ist seit ein paar Jahren – Rieberer schätzt, seit etwa zehn – auch in Österreich ein steigendes Interesse an der Bierkultur zu beobachten. Die neun Brauer sehen da naturgemäß noch viel Potenzial, immerhin gibt es allein bei den Sorten weit mehr als Märzenbier – auch wenn dieser klassische Biertyp einen Marktanteil von 80 Prozent hat.

„Bier ist nicht so einfach wie Wein, es hat viel mehr Bestandteile und kann aromatisch wesentlich mehr“, so Rieberer, der selbst allerdings erst vor fünf Jahren zu Murauer gestoßen ist. Ein Headhunter hat den privaten Weinliebhaber von einem Finanzunternehmen abgeworben. Mittlerweile kann er dem Bier einiges abgewinnen. „Ich finde, das ist ein sanfter Zugang zum Alkohol. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Elfjähriger beim Schaum vom Vater genippt habe.“

Die neun Brauer wollen den Österreichern nicht nur vermitteln, dass es weit mehr als Märzen und Pils gibt. Auch als Speisebegleitung soll Bier – ähnlich wie Wein – stärker forciert werden. Generell will man sich in puncto Image beim Wein manches abschauen. Rieberer sieht in der Weinkultur eine Art Vorreiter. Als Speisenbegleiter gilt auch beim Bier: Helles Bier zu hellen Speisen, dunkles Bier zu dunklen – nicht nur beim Fleisch. „Probieren sie mal eine dunkle Schokolade mit Bier, das ist köstlich“, sagt Rieberer und genehmigt sich einen Pfiff vom Freistädter Rotschopf.

Auf einen Blick

Culturbrauer heißt die Vereinigung, zu der sich neun Privatbrauereien 2008 zusammengeschlossen haben, die heuer erstmals einen Biercultur-September von 20. August bis 30. September österreichweit veranstaltet (www.culturbrauer.at).

Bierguide: Zeitgleich ist dieser Tage der bereits 14. Bierguide des selbst ernannten „Bierpapstes“ Conrad Seidl erschienen. Darin werden 1200 bieraffine Lokale vorgestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.