Café Korb

(c) Die Presse (Gabriele Paar)
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Essen wie anno 1914? Warum nicht im Kaffeehaus, etwa im Café Korb. Die wenig berauschende Küche hindert uns nicht daran, uns hier wohlzufühlen.

Was 1914 also gegessen wurde, fragen wir uns. Fett und viel, das wissen wir schon. Was genau lässt sich auch heute noch mit einem Streifzug durch all jene Lokale erkunden, die mit Klassikern, Tradition oder – besonders einfallsreich – dem Kaiser werben. Das Gasthaus zu den drei Hacken in der Singerstraße 28 ist dabei immer eine gute Adresse, auch der Rathauskeller war 1914 gut besucht. Andere Restaurants fallen ob der Unter-20-Euro-Grenze weg. Wir entscheiden uns aber für ein Kaffeehaus, und zwar für eines, bei dem man dank des 1960er-Jahre-Flairs vielleicht nicht gleich an Kaiser und Co. denkt.

Nämlich das Café Korb, das 1904 aber vom Kaiser persönlich eröffnet wurde. Ausnahmsweise haben wir reserviert, und ausnahmsweise sind wir pünktlich. Der Herr Ober – Kellner gibt es hier nicht, nicht wegen 1914, sondern wegen des Kaffeehauses – gibt uns dennoch das Gefühl, eine Ewigkeit auf uns gewartet zu haben. „Endlich sind Sie da, die Leute sind verrückt und fragen andauernd, ob sie den Tisch haben können“, sagt der freundliche Herr. Warum nur? Steht doch auf dem Schild deutlich geschrieben: „Reserviert. Ab jetzt.“ Wir genehmigen uns ein Achterl vom Hauswein Veltliner (2,60 Euro). Wie passend, das Weinviertler Weingut Hagn gibt es seit 300 Jahren. Schmeckt noch immer. Die Grießnockerlsuppe (4,30 Euro) wäre eigentlich so, wie sie sich gehört, hätten wir uns nicht ob der Hitze und Gier die Zunge verbrannt. Dennoch: gute Suppe, gute Grießnockerln. Der Tafelspitz (17,80 Euro) ist zwar eine große Portion – was nicht nur 1914 vielen wichtig war –, überzeugt uns aber nicht. Das Fleisch ist nicht von schlechter Qualität, aber irgendwie zu weich, fast gummiartig. Serviert wird er immerhin mit guten Rösterdäpfeln, Apfelkren und Schnittlauchsoße. Die Eiernockerln (9,20 Euro) hingegen sind geschmacklos und fett. Sie bleiben nur dadurch in Erinnerung, dass sie lange im Magen liegen. Wir geben nicht auf: Ein Apfelstrudel (4,50 Euro) muss her. Und tatsächlich, dieser schmeckt – es bleibt ein Kaffeehaus. Eines, in dem man trotz der nicht berauschenden Küche gern länger sitzen bleibt. (Café Korb, 1., Brandstätte 9, Mo bis Sa 8–24 Uhr, So 10–23 Uhr, ✆ +43/(0)1/533 72 15) Gabriele Paar

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2014)

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