Weinkarte: Steirischer Junker von Christian Reiterer

Heavy Metal statt Mozart. Vom wilden, jungen Wein.

Da geht nichts mehr mit zärtlich vom Weinstock streicheln, mit sanfter Pressung bei Barockmusik und Kerzenschein, mit linksdrehender Abfüllung, oder all dem sensiblen Getue, mit dem unsere Winzer ihre edlen Tropfen angeblich veredeln.

Wenn's um den jungen Wein geht, dann ist Schluss mit Streichquartett, dann geht's in den Kellern ordentlich zur Sache. Sprich: Chemielabor und Biotechnologie. Da helfen Aromahefen dem jungen Wein geschmacklich auf die Sprünge, spezielle Mittelchen zwingen die Trübstoffe schneller in die Knie. Heavy Metal also. Aber schließlich muss es ruck, zuck gehen. Das Wein-Volk ist ungeduldig und jeder Tag später auf dem Markt ist verlorene Zeit. Und Zeit ist bekanntlich Geld.

Hunderte Winzer haben sich auch heuer wieder auf die Sprintstrecke begeben. Viele eher auf wackeligen Beinen. Viel Müller-Thurgau vulgo Riesling-Sylvaner "verfeinert" mit unreifem Veltliner oder Sauvignon Blanc kann man trinken. Nur ein kleiner Teil des jungen Weines kann überzeugen. Am ehesten noch die Steirischen Junker. Die strengen Kontrollmechanismen zeigen doch Wirkung.

So ist auch mein heuriger Favorit aus der Steiermark: Es ist der Junker aus dem Hause Reiterer aus der Weststeiermark. Reiterer ist bekannt für seinen Schilcher, vor allem auch für seinen Schilcher-Sekt. Und natürlich gibt es auch einen Schilcher-Junker. Sehr spannend, keine Frage. Doch hier soll nun vom weißen Junker die Rede sein. Dieser besteht aus Sämling und Sauvignon Blanc, hat eine absolut spannenden exotischen Duft, Zitrus-Töne, ist spritzig und leicht am Gaumen.

"Es nützt nichts, die Trauben müssen reif sein", nennt Christian Reiterer das offene Geheimnis beim Namen. Da kommt der Sämling gerade recht. Und der Sauvignon Blanc gibt dem Ganzen den Halt.

Der Wein verspricht frisches, unkompliziertes Trinkvergnügen. Und natürlich ist er für den sofortigen Genuss gedacht. Doch wer sich ein paar Flaschen mehr zur Seite legen möchte, braucht jetzt keine Panik zu bekommen. Bis Ostern sollte sich der Junker leicht halten.

Jetzt noch schnell das Martini-Gansl ins Rohr oder ein paar Maroni als Vorspeis'. Am besten gleich zwei Flaschen Junker in den Kühlschrank. Und endlich wieder "Prost" sagen dürfen.

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