Schank zum Reichsapfel

Schank zum Reichsapfel
Schank zum ReichsapfelDie Presse/Fabry
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Kärntner Selchkrainer, tolle Brettljause, gute Weine (auch im Doppler) und Bier gibt es im Wiener Stadtheurigen Schank zum Reichsapfel beim Karmelitermarkt.

Ein Wiener Stadtheuriger also beim Karmelitermarkt. Noch dazu einer mit Kärnten-Bezug – gekochte Selchkrainer und Bauernroggenbrot vom Faaker See. Was das für den Karmelitermarkt bedeutet, wissen die Götter. Für die Anrainer bedeutet es nicht unbedingt etwas Schlechtes, im Gegenteil. Die kleine Schank zum Reichsapfel ist ein guter Ort, um hier die Zeit vergehen zu lassen. Zumal das, was man hier serviert bekommt, durchaus schmeckt.

So sehr, dass es um 20 Uhr schon heißt: „Schopf- und Kümmelbraten sind leider aus.“ Auch gut, die beiden Wirte – Gerald Hammerschmid und Günther Rogatschnig – haben auch sonst etwas zu bieten. Die Brettljause heißt hier „Jause zum Reichsapfel“ (9,50 Euro) und hält sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf. Auf einem Holzteller werden da Schinkenspeck, Hartwurst, Rohsalami, Blunzen und Braten serviert. Ach ja, ein hartes Ei und ein paar Pfefferoni waren auch dabei. Macht nichts, das Fleisch ist von derart guter Qualität, dass wir – würde das doppelt gebackene Bauernroggenbrot nicht auch so gut schmecken – es fast allein essen würden. Obwohl der Käferbohnensalat (4,20 Euro) mit viel Kernöl auch gut dazu gepasst hat. Um genau zu wissen, wie die gekochten Selchkrainer (5,50 Euro) schmecken, sitzt zum Glück ein Kärntner am Tisch. Der isst und sagt: „Genau so, wie sie gehören.“ Schweigt und schiebt dann noch ein „wie bei der Mama“ nach.

Der Schankwein (1,80 Euro) kommt nicht aus Kärnten, sondern aus dem Doppler – und zwar vom Weingut Trapl aus Carnuntum. Hat da nicht irgendjemand was von einem Doppler-Revival gesagt? Auch der Veltliner vom Weinrieder (2,90) schmeckt. Die Fruchtsäfte kommen vom Mohr-Sederl aus Niederösterreich, die Edelbrände vom Gölles aus der Steiermark und das Bier aus Murau. Letzteres kann auch nur einem Stadtheurigen einfallen. Denn auch, wenn die schöne Möblierung uns glauben macht, den Heurigen gibt es schon immer, er hat sich nur ein bisschen herausgeputzt. Bei genauer Betrachtung merkt man, nur die Möbel sind alt, der Heurige nicht. Macht nichts. Vielleicht ist er gerade deshalb so gut. (2., Karmeliterplatz 3, ✆ 01/ 212 25 79, Mo bis Sa 16- 24 Uhr)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2014)

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