Noch mehr Huth: "Es ist nichts Besonderes"

(c) 2013 Homolka/Martin Swoboda / www.zum-huth.at
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Robert Huth eröffnet sein sechstes Lokal, das Stadtgasthaus in der Weihburggasse. Mainstream zu sein stört ihn dabei gar nicht. Im Gegenteil.

„Ich bin von allem ein bisschen, aber in nichts richtig gut.“ Sagt Robert Huth, der Mann, der soeben sein sechstes Wiener Lokal eröffnet hat. Am Beginn der Weihburggasse, wo von 1936 bis 1994 der Stadtkrug war, „mit Gästen wie Romy Schneider und solchen Leuten“, später das A Tavola, „erster Italiener von Haslauer und Giacobello“, und zuletzt das Cortese. Huth hat schon vor dem Rundgang durchs Lokal gewarnt (und er betont es mehrmals), dass man sich bitte auf keinen Fall etwas Besonderes erwarten dürfe. „Das Besondere ist höchstens, dass es gar nichts Besonderes ist.“

Stadtgasthaus Huth heißt der jüngste Neuzugang im Portfolio des Gastronomen, der 2001 mit seiner Frau Gabriele sein erstes Innenstadtlokal eröffnete, und es soll sein niederschwelligstes Lokal sein. „Hier ist die Schwemme, also der Schankraum – Fliesen und Fernseher, der ist wichtig in einer Schwemme. Dort die Gaststube – Holzboden.“ Genau genommen sind es zwei Gaststuben, die hintere mit denkmalgeschützten Lamperien, die vordere mit neuen, helleren Wandvertäfelungen. Gestaltet hat dieses Lokal ein Planungsbüro, „die sind nicht so eitel wie Architekten, und mir war es wichtig, dass ich mitentscheiden kann“. Ein paar alte Thonetsessel mit gravierten Ornamenten waren schon da, „die verteilen wir noch im Lokal“. Das gewagteste Element ist vermutlich noch der Luster aus Marmeladegläsern. Ansonst: ein paar alte Fotos mit Wirtshausmotiven, Resopaltische, einfache Holzsessel. Alles ganz normal. So normal wie nur möglich. Und, wenn es nach Robert Huth geht, hoffentlich genau deshalb erfolgreich.

Vorbild München

„Das Stadtgasthaus ist exakt so Mainstream geworden, wie wir uns das vorstellen.“ In Wien, meint Robert Huth, würden alle immer krampfhaft das Besondere suchen. „Und schauen Sie sich doch um, was alles nicht funktioniert, weil man zu anders sein will.“ Sein Vorbild sind Münchner Bierlokale, wo jeder gern hingeht, egal, ob einheimische Paare, Familien mit Kindern, Geschäftsleute, Touristen. „Nicht jeder Gastronom kann Vier-Hauben-Gastronomie. Ich bewundere diese Leute wirklich, aber ich hätte nicht die Nerven und das nötige Verständnis, um ein Spitzenlokal zu machen.“

Die Österreicher denken seiner Meinung nach stark in Schemata. „In Italien sieht man in den besten Lokalen Bauarbeiter, die auf einen Espresso al banco gehen. Mich fragen manche Leute sogar, ob man mit Pullover ins Da Moritz gehen kann.“ Das italienisch bekochte Da Moritz in der Schellinggasse ist für Huth übrigens das schwierigste Lokal. „Es ist uns ein bisschen zu schön geworden. Aber wir waren damals eben noch unerfahren, haben zu wenig mitgeredet.“

Warum wollte Robert Huth eigentlich noch ein Gasthaus? Schließlich könnte man meinen, dass er, Vater von zwei Kindern, mit fünf Adressen ausgelastet ist: der Gastwirtschaft Huth, dem Da Moritz, dem Da Max, dem Huth im Haus der Musik – das er im Juni abgibt – und der Pizzeria Eatalico in der Praterstraße. Und braucht es denn ein weiteres Mainstream-Lokal (Huths Worte)? „Wenn ich ehrlich bin, hat mich die Lage gereizt. Ich wollte etwas wirklich Zentrales. Und im Sommer haben wir einen großen Biergarten direkt an der Kärntner Straße. Der war der Hauptgrund.“

Dass ausgerechnet das einzige Lokal, das nicht unter dem Namen Huth läuft, so erfolgreich ist, scheint Robert Huth ein bisschen zu wurmen. „Das Eatalico war ein Experiment: ob es auch ohne den Namen funktioniert. Und leider ist es das bestwachsende Segment.“ Riesenpizza mit guten Zutaten zu kleinen Preisen, offenes Feuer im Lokal. Das funktioniert. So gut, dass da noch mehr kommen könnte. „Das Thema Pizza ist generell noch lange nicht zu Ende.“ Auch der Burger werde sich noch entwickeln. „Aber die Wiener Küche, die wird immer da sein. Wenn ich Unternehmensberater wäre, würde ich jedem empfehlen: Mach Wiener Küche.“ Huth ist offenbar sein eigener Unternehmensberater.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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