Glutenfreie Streichwurst, laktosefreie Nudeln - das Geschäft mit den „Frei von“-Produkten

Symbolbild: Käse
Symbolbild: Käse(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com
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Die Industrie hat die Unverträglichkeiten entdeckt – und nutzt sie reichlich. „Frei sein“ ist prinzipiell nie schlecht. Das dürften sich wohl so einige Lebensmittelhersteller bei der Bewerbung ihrer Produkte denken.

Wien. „Frei sein“ ist prinzipiell nie schlecht. Das dürften sich wohl so einige Lebensmittelhersteller bei der Bewerbung ihrer Produkte denken. Erst informierte man die Kunden, dass bestimmte Produkte kein oder nur wenig Fett enthalten. Später ging es mit dem Zucker ganz ähnlich weiter. Jetzt dürfte offenbar die Zeit reif sein für Betroffene von Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

„Die Industrie hat in den letzten Jahren vor allem die Laktoseunverträglichkeit aufgegriffen und daraus Vorteile gezogen“, sagt Angelika Widhalm, die Präsidentin des Vereins Frulak & Co, der sich um Menschen mit Fruktose-, Laktose- und/oder Histaminintoleranz, Zöliakie, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten kümmert. „Oft steht laktosefrei drauf, obwohl sie ohnehin nicht drinnen wäre, zum Beispiel bei Hartkäse. Da wäre aber die Histaminangabe interessanter.“ Sie kritisiert auch, dass Butter oder Schlagobers mit dem Zusatz laktosefrei beworben werden. „Das wird nur draufgeschrieben, damit man es teurer verkaufen kann. Laktose ist nur in Milch enthalten, nicht in verarbeiteten Produkten.“

Gefahr der Selbstdiagnose

Dass Produkte, die für Allergiker oder Menschen mit einer Unverträglichkeit gedacht sind, entsprechend markiert sind, ist natürlich sinnvoll. Warum aber etwa Nudeln als laktosefrei beworben werden oder eine Leberwurst als glutenfrei, bleibt fraglich. Gefährlich wird es dann, wenn auch gesunde Menschen zu Produkten mit der Aufschrift „frei von...“ greifen – inklusive Selbstdiagnose.

So haben laut help.orf.at bei einer Umfrage in den USA ein Viertel der Bevölkerung angegeben, beim Einkaufen Gluten zu meiden. Gefördert wird das durch die zahlreichen Low-Carb-Diäten. Vom schlechten Image, das Getreide dadurch hat, profitieren die Hersteller glutenfreier Produkte. Zahlen dazu gibt es aus Österreich derzeit noch keine. Aber zum Vergleich: In Deutschland stieg die Zahl der Haushalte, die laktosefrei einkaufen, in nur fünf Jahren von 6,5 auf 18 Prozent im Jahr 2012. (red/ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2014)

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