Ein Ofenbratl vom Spanferkel, Chili-Blunzen vom Dormayer, Frühlingsrollen und guten Wein gibt es im Heurigen Spaetrot in Gumpoldskirchen.
Mit dem Heurigen ist das so eine Sache. Eine, bei der ich persönlich werden muss. Wer dort nämlich während der Schulzeit kellneriert hat, hat prinzipiell – nennen wir es – Respekt davor. Wenn man sich dann noch auf etwaigen Weinfesten sein Taschengeld verdient hat, will man eine Zeit lang vom Heurigenidyll nichts mehr wissen. Gut, das war in den 1990ern und ich hatte das Pech, den letzten Heurigen zu erwischen, der noch in Dopplern ausschenkte und drei Weine zur Auswahl hatte: einen Roten, einen Weißen und einen guten Weißen. Letzterer unterschied sich von seinem schlechten Pendant dadurch, dass mehr Zucker zugesetzt wurde.
Seit dem hat sich viel getan, zum Glück. Also legen wir einen Zwischenstopp im Süden Wiens ein. Nein, nicht in Guntramsdorf, wo, wäre Schurli nicht in Pension, wahrscheinlich immer noch „Schurli und die Motorbienen“ das Highlight jedes Weinfestes wären, sondern im Nachbarort, in Gumpoldskirchen. Dort hat sich mit dem Spaetrot ein Heuriger etabliert, der rein gar nichts mit der eingangs erwähnten Alkoholausschank zu tun hat. Johanna Gebeshuber fährt dort mit Küchenchef Harald Brunner ein durchaus gelungenes Konzept. Innen erinnert das Lokal nur wenig an einen Heurigen, dafür gibt es einen schönen Gastgarten im Innenhof. Beim Essen wird auf Slow Food geachtet, was sich durchaus bezahlt macht. Die Chili-Blunzen, die in Form eines „Zweierlei – gebacken und mariniert“ (7,80 Euro) daherkommt, stammt von Franz Dormayer und schmeckt so, wie wir es vom Blunzen-Weltmeister gewöhnt sind: köstlich. Auch das Haussülzchen vom Spanferkel mit Vogerlsalat und Käferbohnen (6,80 Euro) macht Appetit. Die Frühlingsrolle lassen wir aus. Unglaublich zart ist das Ofenbratl vom Spanferkel mit Grubenkraut und Grammelknödel (12,50 Euro). Nur bei den Bergkäsenocken mit Blattspinat und brauner Butter (9,80 Euro) hätten wir gerne auf den kleinen Buttersee verzichtet. So eine Unterlage hätten wir vielleicht beim Weinfest gebraucht, hier aber nicht. Von so einem Hauswein (Gemischter Satz, 1,90 Euro) hätte ich dort übrigens nicht einmal zu träumen gewagt.
Heuriger Spaetrot, Wiener Straße 1, 2352 Gumpoldskirchen, Mi–Mo 11–23 Uhr.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2014)