Reserviert und nicht erschienen: Wie Lokale gegensteuern

Schön gedeckte Tische in einem Restaurant
Schön gedeckte Tische in einem Restaurant(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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International sind Strafzahlungen für "No Show"-Gäste in Restaurants üblich. In Österreich wird man nur ungeduldig.

Es kann zumindest niemand behaupten, dass er nicht gewarnt wurde. Wer im achtbesten Restaurant der Welt bei Spitzenkoch Juan Mari Arzak meist Monate oder sogar Halbjahre im Voraus einen Tisch bestellt, wird diesen ohnehin nur selten freiwillig stornieren. Tut er es doch, hat er hoffentlich die Website des Restaurants in San Sebastián genau studiert. Dort wird darauf hingewiesen, dass Gästen, die später als 24 Stunden vor ihrem geplanten Besuch absagen, 100 Euro pro Person von der Kreditkarte abgebucht wird. Ein stolzer Preis für ein Nicht-Abendessen.

In den USA hat diese Gebühr einen Namen: „No Show“-Tarife sind vor allem in der gehobenen Gastronomie schon lange üblich und reichen von 70bis 150 Euro pro Person. In manchen Restaurants wird sogar eine Gebühr verrechnet, wenn statt der beispielsweise angegebenen sechs Personen nur vier zum Dinner erscheinen. Der britische Drei-Michelin-Sterne-Koch Heston Blumenthal hat in seinem Haubenlokal The Fat Duck schon vor vielen Jahren einen Stornokodex eingeführt. Reservierungen werden überhaupt nur für maximal sechs Personen angenommen, Absagen müssen fünf Werktage vor dem Termin eingehen.


Zaghafte Versuche in Österreich.
In Österreich gab es zumindest zaghafte Versuche, von den internationalen Kollegen zu lernen. Ende 2006 haben mehrere Top-Restaurants geplant, eine Pönale von all jenen einzuheben, die trotz Reservierung nicht erscheinen. Umgesetzt wurde das Prinzip zumindest von Toni Mörwald, der bei Reservierungen in seinen Lokalen die Kreditkartennummer verlangt – und bei Nichterscheinen 50 Euro abgebucht hat. Allerdings: Wenige Monate später wurde die Maßnahme wieder beendet. Weil der administrative Aufwand hoch war. Aber auch, weil es unter den Gästen für schlechte Stimmung sorgte. Das „No Show“-Phänomen dürfte in Österreichs Spitzengastronomie aber ohnehin eher selten vorkommen. Beim Steirereck in Wien heißt es etwa, man habe „sehr brave Gäste“. Es komme so gut wie nie vor, dass jemand unentschuldigt nicht erscheine.

Weitaus verbreiteter ist das Problem in der mittleren Gastronomie oder bei sehr neuen Lokalen. Und es fällt auf, dass die Gastronomen ungeduldiger mit den (offenbar mehr werdenden) Zuspätkommern werden. So beobachtet man immer öfter, dass Tische weitergegeben werden, wenn die Gäste nach Ablauf der akademischen Viertelstunde nicht erscheinen. In beliebten Brunchlokalen ist es mittlerweile gängig, größeren Runden wieder einen Tisch zu entziehen, wenn die Gästezahl (dank Nichtabsagern) kleiner als angekündigt ist. Ein Geschäft mit den Kurzentschlossenen macht die Wiener Booking-Agentur Delinski: Sie vergibt frei gebliebene Tische in Restaurants. Der Gast zahlt bis zu 30 Prozent weniger für die Speisen und der Gastronom hat trotzdem noch ein Geschäft gemacht. Um Stornogebühren für die allzu spontanen Zu- und dann doch wieder Absager hat man sich dort noch keine Gedanken gemacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2014)

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