Portonic: Mitnaschen am Gin-Boom

Weinfässer im Keller
Weinfässer im KellerDie Presse
  • Drucken

Speziell in Ländern, wo Portwein wenig Tradition hat, entstehen neue Drinks.

Portwein geht es in Punkto Image hierzulande nicht viel besser als Sherry. Zumindest bis jetzt wurde er weder neu entdeckt noch in irgendwelchen Kombinationen zu einem angesagten Sommerdrink gemacht. „Mit Portwein ist es in Österreich allgemein sehr schwierig. Die Hemmschwelle ist sehr groß, er hat das gleiche Problem wie Sherry“, sagt Erich Wagner, Weinhändler des Familienunternehmens Rudolf Wagner. Wagner beliefert zu 90 Prozent die Gastronomie, dort sei es nach wie vor schwierig und „immer noch so wie in den 60er, 70er Jahren.“ Nachsatz: „Wenn es einen guten Sommelier gibt, kann es sein, dass man ein paar Flaschen im Jahr verkauft.“

Bei seinen Privatkunden tut er sich da ein bisschen leichter, zumindest mit jenen Portweinproduzenten, die auch Weine herstellen, die sozusagen die Einstiegsdroge für den Kunden sind. „Das geht ganz gut, vor allem wenn wir Veranstaltungen zum Thema machen, man muss eben noch viel erklären“, sagt Wagner. In England hingegen wird Portwein, genauso wie natürlich in Portugal, weit mehr geschätzt. Dort hat das mit Brandwein versetzte Getränk aus bestimmten roten, manchmal auch weißen Trauben, weit weniger Erklärungsbedarf.


Ein Port, elf Tonics. Vielleicht ist auch gerade deshalb die Mischung Portonic, also Portwein mit Tonic Water, eher ein deutschsprachiges Phänomen. „Das ist ein großer Sprung in eine andere Richtung, es kann vor allem in Ländern funktionieren, wo Portwein weniger Tradition hat“, sagt Wagner. Auch Dorli Muhr, die sich mit ihrer PR–Agentur Wine&Partners, wie der Name schon sagt, auf Weine spezialisiert und selbst neun Jahre in Portugal gelebt hat, meint: „Portonic ist vor fünf, sechs Jahren entstanden, aus der Frage heraus, wie man das Altherrengetränk hipper machen kann.“ Deshalb – und wohl auch, weil zu ihren Kunden der Portweinhersteller Niepoort zählt – lud sie vergangene Woche zu einer Portonic-Verkostung. 30 Barkeeper, Fachhändler und Gourmetjournalisten kosteten sich dabei durch elf verschiedenen Port-Tonic-Mischungen.

Das Ausgangsprodukt war jeweils Niepoorts Dry White Port, ein aus weißen Trauben (Malvasia Fina, Viosinho und Gouveio aus dem Douro-Tal) gewonnener trockener Port, der bei der Herstellung noch mit den Füßen gepresst wird. „Dabei sind jene, die viel Gewicht mitbringen, bei der Ernte herzlich willkommen. Ideal ist eine große Fläche mit viel Druck“, erklärt Muhr. Anschließend werden die Trauben spontan vergoren und, sobald sie einen gewissen Pegel an Restzucker erreicht haben, abgepresst und mit Brandwein versetzt. Mindestens drei Jahre lagert der Port in Fässern.


Aus dem Dornröschenschlaf. Aber zurück zur Verkostung, bei der elf verschiedene, in Österreich erhältliche Tonics dazu probiert wurden: Fever Tree, Fever Tree Mediterranean, Fentiman's, Thomas Henry, Thomas Henry Elderflower, Schweppes, San Pellegrino Old Tonic, Queen's, J Gasco, Sens 321 und 1724. Diese Vielzahl hat übrigens mit dem Gin-Boom zu tun. „Dieser ist unheimlich im Kommen, vor fünf Jahren war er noch im Dornröschenschlaf“, meint Weinhändler Wagner. Platz eins machte ein Tonic, das hierzulande schon vor dem Dornröschenschlaf zu haben war, nämlich das Indian Tonic Water von Schweppes. Es war jenes Tonic, das dem Portwein am meisten Platz zur Entfaltung gab. Platz zwei ging an Thomas Henry, Platz drei an Sens 321. Genug Auswahl also, um den Portwein aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.