Der Eissalon der Kreativen: Rote-Rüben-Eis im neuen Schelato

(c) Clemens Fabry
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Filmemacher Philipp Blihall und Modedesigner Luciano Raimondi eröffnen am Freitag einen Eissalon – mit Avocado-Eis und Vodka-Zitrone-Becher.

Es liegt, wie so oft, an der Kindheit. „Ich bin auf dem Land aufgewachsen, im Weinviertel. Zum Eisessen sind wir immer in die Stadt gefahren, 30 Kilometer hin und 30 Kilometer zurück. Eis war etwas ganz Spezielles, es durfte nur der eine Eissalon sein, weil der so gut war. So hat es angefangen“, sagt Philipp Blihall. Beim genannten Eissalon handelt es sich übrigens um Alberti in der Praterstraße. Blihall, der eigentlich Filmemacher ist, weiß also seit seiner Kindheit: „Eis ist etwas Besonderes und etwas, das glücklich macht.“

Luciano Raimondi, von Beruf Modedesigner, geht es ähnlich: „Eis ist ein geiles Produkt, zwischen Ware und künstlerischem Ausleben. Man kann sehr kreativ damit arbeiten.“ Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Theaterprojekt, bei dem sie mitgearbeitet haben. „Begonnen hat es damit, dass wir im Sommer oft auf meinem Dach gesessen sind und mit der Eismaschine verschiedene Sorten probiert haben“, sagt Blihall. Irgendwann waren sie so weit, daraus ein Geschäft zu machen. Am Freitag wollen sie ihr Schelato in der Lerchenfelderstraße 34 eröffnen.

Rote-Rübe-Mohn- und Avocado-Eis

„Zwei Jahre lang hat die Vorbereitung gedauert“, sagt Blihall. Nachsatz: „Anfangs war es extrem schwierig, Kontakte in der Eisbranche aufzubauen, das ist alles sehr behütet. Man kann nicht einfach sagen: ,Hallo, da bin ich, kann mir wer erklären, wie das geht?‘“ Also haben sie recherchiert, probiert und sehr viele Eissalons besucht. „Das ist ein Vorteil. Wer hat schon zwei Jahre Zeit, um sich das alles anzuschauen?“ Immerhin dürften die beiden eine genaue Vorstellung davon haben, wie der Eissalon, der auch eine Mischung aus Café und Bar ist, auszusehen hat.

Von der Einrichtung – die den Wiener Hipstern gefallen dürfte – bis zu den jeweiligen Eissorten stammt alles von Blihall und Raimondi selbst. Der kreative Umgang mit Eis wird bei den Sorten ersichtlich. Natürlich gibt es Klassiker, aber eben auch neue Kreationen wie Avocado-Eis, Rote-Rübe-Mohn-Eis und Eis aus schwarzem Sesam. Produziert wird im Keller des kleinen Lokals, indem sich übrigens schon seit gut 100 Jahren ein Eissalon befinden dürfte. „Der Vorbesitzer sagt, seit 1954, die Hauseigentümerin meint, seit 1902, da sind sie sich nicht ganz einig“, so Blihall. Die Hauseigentümerin dürfte recht haben, immerhin haben die beiden im Keller des Lokals – den der vorige Betreiber als Partyraum genutzt hat – alte Fliesen und eine Infrastruktur entdeckt, die auf eine Eisproduktion hinweist. Jetzt wurde der Keller wieder seiner ursprünglichen Funktion zugeführt.

Ab heute können Gäste via Sichtfenster Einblicke in die Eisproduktion nehmen. Wobei sich das ein bisschen mit den Öffnungszeiten überschneidet. Produziert wird nämlich täglich ab sechs Uhr früh, geöffnet wird dann aber erst ab elf Uhr. „Wir arbeiten ohne Emulgatoren und Geschmacksverstärker. Allein deshalb müssen wir alles frisch machen“, sagt Blihall. So weit es geht, verwenden sie Zutaten aus biologischem Anbau. „Pistazien aus Kanada kaufen wir aber nicht, da setzen wir lieber auf kleine Strukturen und kaufen direkt bei italienischen Bauern ein.“ Auch vegane und laktosefreie Sorten gibt es, obgleich sich die beiden nicht darauf spezialisieren wollen. „Das wird heute einfach nachgefragt. Unser Fruchteis ist ohnehin vegan, weil es Sorbets sind, also aus Wasser, Zucker und der jeweiligen Frucht bestehen.“

Im hinteren Bereich der Eisdiele gibt es rund 20 Sitzplätze, auch ein Gastgarten soll kommen. Bis 22 Uhr wollen die beiden nicht nur Eis anbieten, sondern auch salzige Snacks wie Focaccia, Kaffee aus der Wiener Rösterei Akrap, Rosé aus Italien, heimische Weine – und diverse Eisbecher. „Wir haben auch tollen Gin aus Wien und Bio-Wodka aus Oberösterreich. Mit Alkohol und Eis kann man super Sachen machen. Der Wodka passt fantastisch zu unserem Zitroneneis.“ Auch mit dem indischen Restaurant Tulsi gibt es eine Kooperation. „Da wollen wir uns gewürztechnisch austauschen und viel ausprobieren. Wir bleiben also sehr aktiv,“ sagt Blihall. Die Begeisterung aus der Kindheit dürfte offenbar anhalten.

Auf einen Blick

Schelato. Filmemacher Philipp Blihall und Modedesigner Luciano Raimondi wollen heute, Freitag, ihren Eissalon Schelato in der Lerchenfelderstraße 34 im achten Wiener Bezirk eröffnen. Produziert wird das vorwiegend aus biologischen Zutaten stammende Eis im Keller des Eissalons. Neben klassischen Sorten soll es auch Kreationen mit Roter Rübe und Mohn, Avocado oder schwarzem Sesam geben. Dazu gibt es Kaffee, Bier, Wein und pikante Snacks. Öffnungszeiten: täglich zwischen 11 und 22 Uhr. www.schelato.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2015)

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