Brot, Eier und Spiele

Reuters
  • Drucken

Die symbolische Bedeutung mancher Osterspeisen wurde früher durchaus spielerisch ausgelebt.

Der alte Spruch „Mit dem Essen spielt man nicht“ hat zwar heute bei den meisten Menschen an Bedeutung verloren. Aber selbst in früheren Zeiten nahm man es nicht immer so genau damit und machte vor allem zu besonderen Festtagen eine Ausnahme. So auch zu Ostern. Das macht schon allein das obligatorische Eierpecken deutlich, das am heutigen Tag einfach sein muss. Da es eben so Tradition ist und eine symbolische Bedeutung hat, die auch von Menschen, die sonst eigentlich nicht abergläubisch sind, ernst genommen wird. „Es soll die Freundschaft und die Familie zusammenhalten, wenn man mit jemandem ein Osterei teilt. Man sagte, dann geht in diesem Jahr niemand verloren“, so Ethnologin Helga Maria Wolf. Mancherorts werden auch Glückwünsche ausgesprochen, während gemeinsam Ostereier verspeist werden.

Das rote Ei zu Ostern konnte aber auch eine etwas andere, intimere Bedeutung haben. „Wenn ein Mann ein rotes Ei geschenkt bekam, war das in der Buckligen Welt eine sehr eindeutige Geste. Die Mägde durften zwar nicht heiraten, waren aber sehr emanzipiert, suchten sich die Männer selbst aus und sprachen das auch offen aus“, weiß Brauchtumsforscherin Erika Sieder. In Kärnten wiederum wurde der Mesner von den einheimischen Frauen mit Wurst und Eiern belohnt. „Auf dem Heimweg gab es eine Art Wettlauf unter den Frauen. Die Frau, die als Erste daheim war, galt das ganze Jahr als besonders fleißig“, so Wolf.

Magische Antlasseier. Bei den Eiern wurden übrigens früher den Antlasseiern, also jenen Eiern, die am Gründonnerstag (mancherorts auch am Karfreitag) gelegt wurden, besondere Kräfte zugesagt. Männer aßen sie roh, um ihre Kraft zu bewahren. Sie sollten vor Krankheit schützen und auch vor manchem Unheil bewahren. So wurden sie in der Nähe des Hauses vergraben, um vor Einbrüchen oder Naturkatastrophen zu schützen. Im Dachboden versteckt sollten sie als eine Art Blitzableiter dienen. Die zerstoßene Schale wurde auf dem Feld ausgestreut, mit der Hoffnung auf eine besonders gute Ernte. Den Namen haben die Antlasseier übrigens vom Gründonnerstag, dem Antlasstag, an dem die Bauern einst ihren Zehnt an den Grundbesitzer, also die Kirche, leisten mussten. Mit der Abgabe der Eier war also die Schuld erlassen. Auch öffentliche Büßer wurden am Gründonnerstag wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Die Antlasseier wurden im Gegensatz zu allen anderen Ostereiern allerdings nicht gefärbt. Und: Spielen durfte man mit ihnen nicht. 

Rezepte mit Geschichte

Oakas (Eierkäse) aus OÖ 1 Liter Milch, 10 rohe Eier, 2 bis 3 EL Zucker, eine Prise Salz, Rosinen. Eier in einer Schüssel leicht verquirlen. Die Milch mit Zucker und einer Prise Salz erhitzen, vorsichtig die Eier einrühren, nur noch ziehen lassen (nicht kochen), dabei vorsichtig rühren, bis die Masse stockt. Zum Schluss Rosinen einrühren. Danach die Milch durch ein Sieb abseien (diese „Stiermili“ kann auch getrunken werden) und die Masse in eine Form (Oakasmodel) gießen. Über Nacht im Kühlschrank kalt stellen. Auf einen Teller stürzen und servieren.

Neuschmalz aus Tirol 1/2 Liter Milch, 500 g Mehl, 1 EL Zucker, 650 g weiche Butter, 3 EL Honig. Milch erwärmen, Mehl einrühren, bis sich ein Brei bildet. Unter ständigem Rühren aufkochen. Zucker einrühren, unter ständigem Rühren erkalten lassen, bis die Masse lauwarm ist. Butter dazu und erneut unter ständigem Rühren erkalten lassen (insg. ca. 30 min rühren). Die steife Masse wie eine Pyramide auf einen Teller auftragen und mit Honig übergießen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.