Der Eis Greissler gehört mittlerweile zu den fixen Adressen auf der Wiener Eismeile rund um die Rotenturmstraße und den Schwedenplatz. Jetzt eröffnete der Eis-Spezialist zwischen Wien und Graz eine ganz besondere Filiale.
Wenn man in Wien durch die Rotenturmstraße spaziert und wegen einer Menschenmasse am besten die Straßenseite wechselt, dann ist vermutlich Hochsommer und Eis-Saison. Vor einem kleinen Eisladen stehen die Menschen besonders gerne Schlange: dem Eis Greissler. Für die Wiener ist das seit 2011 schon ein vertrautes Bild, genauso wie die Sicherheitsleute oder "Schlangenbeschwörer", wie sie der Eis Greissler nennt. Sie sorgen dafür, dass der Gehsteig nicht komplett verstopft und die Eingänge der Nachbargeschäfte frei bleiben.
Das Geheimnis der Geisslerei
Warum dieser Hype, was ist der Unterschied zu herkömmlichen Eis? In erster Linie ist es die Biomilch. Die 45 "Mitarbeiterinnen", wie Andrea Blochberger ihre Milchkühe gerne nennt, liefern die Basis für das Eis, während die Konkurrenz größtenteils auf Milchpulver zurückgreifen muss. Aber auch die Zutaten sind handverlesen. Im Eis Greissler Eis sind mit Ausnahme der exotischen Sorten wie Mango, Zitrone oder Banane nur heimische Zutaten. Die suchen die Landwirte persönlich aus und fahren dafür schon mal bis ins Waldviertel (Mohn) oder in die Steiermark (Kürbiskerne). "Der Fruchtanteil in unserem Eis liegt bei mindestens 50 bei manchen Sorten sogar bei 60 Prozent", erklärt Blochberger. Die Chefin experimentiert gerne mit den Rezepten. Neben den Klassikern Schoko, Vanille und Erdbeere gibt es auch ganz ausgefallene Sorten wie Ziegenmilch, Bärlauch, Spargel, Karotten oder sogar Altbier. Am beliebtesten sind bei den Kunden die Sorten Himbeere, Graumohn oder Holunder. "Für ein Schokoeis stellt sich bei uns kaum jemand bis zu 45 Minuten an."
Produziert wird das Eis knapp 100 Kilometer südlich von Wien in Krumbach in der Buckligen Welt. Dort liegt der Bauernhof des Eis Greisslers und seit 24. April auch ein im typischen Design gestalteter Schaubetrieb. Ganz ähnlich wie es Zotter, dessen Schokolade übrigens auch im Eis Greissler Eis steckt, in Riegersburg bereits vorgemacht hat.
"Eigentlich war der neue Standort so gar nicht geplant", sagt Georg Blochberger und lacht, "die Produktion unseres Eis platzte vor zwei Jahren schon aus allen Nähten und wir mussten erweitern." Irgendwann während der Bauzeit, der Rohbau stand schon, legte der Architekt dem Eis Greissler eine Idee für eine Eismanufaktur vor. Blochberger plante um. "Wir hatten bis dahin schon viele Anfragen von Kunden, die unsere Produktion anschauen wollten. Jetzt können sie das tun."
Natürlich gibt es auch einen Shop im Schaubetrieb, wo man das Eis zum gleich Essen oder Mitnehmen kaufen kann. Bis Wien oder Graz schmilzt es nicht. Das Eis wird auf minus 22 Grad gefroren. "So kann man es nicht mehr essen, da bräuchte man schon Hammer und Meißel, dafür kann man es aber locker zwei Stunden in einer herkömmlichen Kühlbox transportieren", erläutert der Chef.
Eismachen für das Sommerloch
Ursprünglich produzierten Andrea und Georg Blochberger Milch und Joghurt für die umliegenden Schulen und Kindergärten. Die haben im Sommer aber zu. Um die Schulferien zu überbrücken, kauften sie 2004 eine Eismaschine und besuchten Kurse in Italien. Zuerst versuchten die beiden, das Bauernhofeis der örtlichen Gastronomie anzubieten. "Ein Bauer, der Eis macht? Das geht doch nicht" war die oft gehörte Antwort.
2006 suchte der Tiergarten Schönbrunn einen Eislieferanten für seine Schanigärten. Die Blochbergers schnappten sich eine Kühlbox voller Bauernhofeis - den Namen "Eis Greissler" gab es noch gar nicht - und bewarben sich. Während der Gastrochef das Eis löffelte, erklärte er ihnen, dass ein internationaler Eisproduzent, der sogar die Sonnenschirme liefern würde, bereits den Zuschlag erhalten habe. "Aber je länger er das Eis aß, um so freundlicher wurde er", erzählt Andrea Blochberger. Eine Woche später änderte der Tiergarten seine Meinung und sie kamen doch zum Zug. Die Eis-Bauern hatten ihren ersten großen Referenzkunden und das Geschäft mit der Gastronomie begann zu laufen. "Wir haben wie verrückt Eis produziert, bis um zwei Uhr in der Früh, jeden Tag."
Wie die Marke "Eis Greissler" entstand
2008 wagten sich die Blochbergers an den Direktverkauf und mieteten einen Stand in einem Einkaufszentrum in Wiener Neustadt. "Dabei haben wir einige Fehler gemacht, aber auch viel gelernt. Das Geschäft lief nicht schlecht aber auch nicht berauschend. Wir waren am falschen Standort, ohne klare Marke." 2009 endete dieser Gehversuch.
Ein Jahr darauf erfuhr Blochberger kurz vor Sommerbeginn zufällig von einem 18 Quadratmeter kleinen Straßenlokal in der Wiener Rotenturmstraße, das zu vermieten war. Er schlug zu und mietete, eröffnete aber nicht. "Uns war klar, dass wir auf der Wiener Eismeile nur einen Versuch hatten", erklärt Blochberger. Statt gleich aufzusperren tüftelten die Eismacher mit der Designerin Catrin Krause monatelang an ihrem Auftritt. Die Marke "Eis Greissler" mit dem unverwechselbaren hellblau-weiß karierten Muster entstand.
Kein Eis Greissler in Dubai
Mittlerweile haben die Eis Greissler auch internationale Anfragen. Interessenten aus China, Russland, Georgien, Deutschland und ein Scheich aus Dubai wollen Marke und Eis importieren. Georg Blochberger interessiert das aber nicht. "Das passt nicht zu uns und ich will nicht die ganze Woche im Flieger sitzen", sagt er. Viel mehr denkt er an eine Expansion in die Städte Salzburg oder Innsbruck. In Graz, Wiener Neustadt und Klagenfurt und auf der Wiener Mariahilferstraße wandert das Eis bereits über die Ladentische. Und möglicherweise kommt schon bald ein Lokal in der Wiener Naglergasse dazu.
