Ziegenmilch und Kitzfleisch boomen

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ZiegenDie Presse/Clemens Fabry
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Die Zahl der Ziegen steigt, Handelsketten wünschen sich noch mehr Ziegenmilch.

Es ist zwar immer noch eine Nische, dennoch fällt auf, dass die Ziegen hierzulande mehr werden. Aktuell liegt der Ziegenbestand in Österreich laut Statistik Austria bei 76.620 Tieren (Stand 2015), im Jahr 2000 waren es noch 56.105 Tiere. Zum Vergleich: 2015 gab es mehr als 2,8 Millionen Schweine.

Blickt man etwas zurück in die Geschichte, wird deutlich, dass es schon einmal weit mehr Ziegen gab. 1950 lag der Bestand bei 322.816 Tieren. Immerhin ist die Ziege ein ideales Tier für Selbstversorger. Dies machten sich in der Nachkriegszeit viele zu Nutze. Danach ging es mit den Ziegen bergab, bis sie in den 1980er-Jahren einen Tiefstand (zirka 32.000) erreichten.

„In den letzten 20, 30 Jahren entdecken immer mehr Direktvermarkter die Ziege, auch aufgrund der sehr hohen Wertschöpfung“, sagt Josef Stöckl, Obmann und Geschäftsführer des Landesverbands für Ziegenzucht und Ziegenhaltung Oberösterreich sowie Bundesobmann-Stellvertreter des Österreichischen Bundesverbands für Schafe und Ziegen. Allein in Oberösterreich habe sich der Bestand in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt.

Rosige Zeiten

Das liegt vor allem an der Ziegenmilch, die verstärkt nachgefragt wird. „Würde es mehr Ziegenmilch geben, gäbe es auch viel mehr Produkte daraus. Diverse Handelsketten haben ein großes Sortiment an Produkten in der Schublade. Es sind derzeit rosige Zeiten“, sagt Stöckl. Wobei die Ziegenhaltung hierzulande eher kleinstrukturiert ist. Während in Holland etwa eine durchschnittliche Ziegenfarm 1000 Tiere hat, liegt der Schnitt in Österreich bei 70 Ziegen pro Hof. Wobei man bei den kleinen Strukturen auch bleiben will. „80 Prozent der 20 Millionen Liter Ziegenmilch, die in Österreich produziert werden, sind biozertifiziert.“

Auch die Nachfrage nach Kitzfleisch wächst. Stöckl hat in den vergangenen fünf Jahren eine Renaissance – auch bedingt durch die Gastronomie – beobachtet. „Vor zehn Jahren hätte ich mich nicht getraut außerhalb von Ostern Kitzfleisch auf einem Markt zu verkaufen, heute funktioniert das“, sagt Stöckl. Der Branche sei auch wichtig, dass die Brüder der Milchziegen nicht (wie bei den konventionellen Legehühnern) sofort getötet werden, sondern aufgezogen und dann verwertet werden. Wer in Österreich Molkereien beliefert, muss das auch vertraglich zusichern. Dass das Interesse an Ziegen stark wächst, liegt aber auch am niedrigen Ausgangsniveau. „Wir essen im Schnitt 50 Kilogramm Schweinefleisch pro Jahr, bei Kitz und Lamm sind es 0,5 bis 0,8 Kilo. Da ist noch viel drin.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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