Die billige Banane wird es nicht mehr geben

Eine Arbeiterin wäscht die Bananen, bevor sie für den Export verpackt werden.
Eine Arbeiterin wäscht die Bananen, bevor sie für den Export verpackt werden. Reuters
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Schon einmal zerstörte ein Pilz den kompletten Bananenanbau. Nun bedroht er just die Sorte, die für den weltweiten Export angebaut wird. Selbst wenn Forscher das verhindern, billiger wird die gelbe Frucht nicht werden.

Wien. Guten Anlegern wäre wohl nie passiert, was den größten Bananenproduzenten bevorsteht: Ihr Exportschlager ist vom Aussterben bedroht, und das Problem ist hausgemacht. Denn obwohl es gut 1500 verschiedene Bananensorten gibt, bauen die großen Konzerne von Chiquita bis Dole ausschließlich eine Sorte für den Export an. Nur die Bananensorte Cavendish landet in den Supermärkten in Peking und Moskau genauso wie in jenen von Wien und New York.

Die gigantischen Monokulturen, in denen die Früchte angebaut werden, haben rein betriebswirtschaftlich viele Vorteile: Alle Früchte werden gleich schnell reif, sind quasi genormt und können ohne großen Aufwand mechanisch geerntet werden. Nur so können Jahr für Jahr über 100 Millionen Tonnen Bananen angebaut werden, die notwendig sind, um die globale Nachfrage weiter billig zu decken.

Die Monokulturen haben aber auch einen großen Nachteil: Die so angebauten Bananen sind extrem krankheitsanfällig. Ein einziger Erreger könnte den gesamten Bestand auslöschen.

Genau davor warnt die UN-Ernährungsorganisation FAO in einem Bericht. Konkret warnt sie vor dem Pilzstamm TR4 (Tropical Race 4), der als Erreger der sogenannten Panamakrankheit gilt. Er befällt die Pflanzen über die Wurzeln, schneidet ihnen die Wasserzufuhr ab und trocknet sie aus. Ein Gegenmittel gibt es derzeit nicht. Das wirklich Fatale: Ist der Pilz einmal im Boden, überleben die Sporen dort jahrzehntelang.

Kein Ersatz für kranke Banane

Schon einmal hat die Panamakrankheit eine Massen-Bananensorte ausgerottet. Vor rund hundert Jahren war von der Sorte Cavendish noch keine Rede. Unsere (Ur-)Großeltern haben – wenn, überhaupt – die Bananensorte Gros Michel gegessen. Wer sie noch kosten durfte, ist der Meinung, dass die Gros Michel nicht nur größer, sondern auch viel schmackhafter war als die Cavendish. Viel wichtiger aber: Auch sie wurde in Monokultur angebaut. Und auch sie wurde knapp nach der Jahrhundertwende von der Panamakrankheit befallen. Ein paar Jahrzehnte hielten sich die Unternehmen über Wasser, indem sie immer neue, pilzfreie Wälder rodeten und neue Plantagen anbauten. In den Sechzigern half auch das nicht mehr. Die Exportbananen verschwanden aus den Regalen und wurden durch die „minderwertigere“ Sorte Cavendish ersetzt.

Die ist zwar immun gegen den Pilzstamm TR1, nicht aber gegen den Stamm TR4, der erstmals Ende der 1990er in Südostasien entdeckt wurde. Mittlerweile hat sich der Erreger der Panamakrankheit bereits nach Afrika und in den Nahen Osten ausgebreitet. Erreicht TR4 das Hauptanbaugebiet Südamerika, wird es eng für die Banane, wie wir sie kennen.

Denn wie vor hundert Jahren reagieren die Unternehmen auch heute zu langsam auf das drohende Ende ihrer Cashcow. Mitte der 1960er waren alle Importeure der Gros Michel bankrott. Die Produzenten konnten sich in die nächste massentaugliche Sorte fliehen. Das ist diesmal nicht mehr möglich, warnen Experten. Finden die Konzerne und Wissenschaftler kein Gegenmittel, ist der Siegeszug der Billigbanane bald vorbei. Die Monokulturen werden durch eine größere Vielfalt ersetzt werden. Billiger werden die Bananen dadurch sicher nicht. Mit etwas Glück schmecken sie aber wieder besser als heute. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2017)

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