Lokale: Unterirdisch und hoch über Wien

Matthias Kamp im Eingangsbereich zu seiner Albertina-Passage. Künftig ist er auch auf dem Donauturm aktiv.
Matthias Kamp im Eingangsbereich zu seiner Albertina-Passage. Künftig ist er auch auf dem Donauturm aktiv.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Matthias Kamp hat seine Albertina-Passage „weniger vornehm“ ausgerichtet – und will den Donauturm ab sofort „in die Zukunft führen“.

Früher Abend, kurz bevor die ersten Gäste kommen. Es wummert kurz, wenn über einem die Straßenbahn über den Ring fährt, ansonsten ist es noch ruhig in der Albertina-Passage. Matthias Kamp lässt sich ein Glas Gemischten Satz mit Eiswürfel bringen und lässt sich in einer Lounge-Ecke nieder, um über Anpassungen und neue Pläne zu sprechen – unter der Erde wie auf dem Donauturm.

Seit Herbst führt der umtriebige Nachtleben-Mensch sein Dinnerlokal bei der Staatsoper mit neuem Konzept. „Weg von der Zweihaubenküche, noch stärker hin zum Konzert- und Clublokal“, sagt Kamp. Dazu gebe es leichtere, asiatisch inspirierte Küche nach einem Konzept von Wini Brugger. Niemand solle mehr das Gefühl haben, an weiß gedeckten Tischen Vor-, Haupt- und Nachspeise einnehmen zu müssen. Der Fokus liege nun „auf Tanzen, Drinks und Club“.

Zuvor hatte im Sommer nach fünf Jahren sein Haubenkoch Alexander Kumptner aufgehört. Der Spagat sei zu groß gewesen, erklärte der Matt- und Gerer-Schüler, den das deutsche Fernsehen für sich entdeckt hat: 2015 wurde er Moderator und Juror der ZDF-„Küchenschlacht“, dann einer von „Kerners Köchen“, zuletzt kam noch „Grill den Profi“ auf Vox. (Für 2018 hat er freilich auch wieder ein eigenes Restaurant in Wien angekündigt.)

Dass sich die Albertina-Passage überhaupt stark in Richtung Haubenlokal entwickle, sei „nie die Intention“ gewesen, sagt Kamp. „Frecher, weniger vornehm, lockerer“ sei nun die Devise. Auch wenn die Albertina-Passage natürlich weiterhin ein „Anlasslokal“ sei, „wollen wir ein gutes Angebot sein für Stammgäste und Kurzentschlossene, für einen Drink an der Bar.“ Das sei ohnehin die Tendenz in Wien: „Weg von der sich zu wichtig nehmenden Haubengastronomie, hin zur Bar.“ Rückblickend fühlt er sich nach sechs Jahren freilich in seiner Ansicht bestätigt, dass die Albertina-Passage etwas sei, „das Wien gebraucht hat“. Etwas, von dem die Gäste sagen, es könnte auch in Paris, London oder New York sein. Leider mit dem feinen Unterschied, „dass die gleichen Menschen dort gern viel Geld ausgeben, daheim aber nicht“.

Wie man die in den Sechzigern modernen, inzwischen längst nicht mehr genutzten Fußgängerpassagen unter dem Ring wiederbelebt, hat Kamp freilich schon mit der Babenberger-Passage bewiesen. 2003 eröffnete er mit der Passage einen der wichtigsten Clubs der Stadt. Heute führt ihn „Fusion“-Partymacher Joachim Bankel, der von Anfang an an Bord war, während Kamp quasi eine Straßenbahnstation weitergezogen ist, um sich dort um ein Publikum „aller Altersklassen“ zu kümmern. Am Wochenende gibt es ab 22 Uhr Live-Musik, sonst eine DJ-Line, einmal im Monat ein Jazzclubbing.

Die Musik liegt Kamp ohnehin am Herzen. Vor zehn Jahren hat er mit Heinz Tronigger Radio Superfly als Stadtsender für Black Music und Soul gegründet. Da gebe es „Pläne und Ambitionen, das auch in den Bundesländern rund um Wien zu betreiben“. Zusammengefunden hatten die beiden als Studenten Anfang der Neunziger durch die Liebe zum Soul, den zugehörigen Verein „Sunshine Enterprises“ gibt es seit mittlerweile 25 Jahren. 1998 bis 2002 betrieb man die Meierei im Stadtpark, von 1999 bis 2013 das Roxy, heute noch das Restaurant Comida und den Cocktail-Club Red Room am Stubenring – und zwei Plattenlabels.

Gregor Eichinger plant den Turm

Seine jüngsten Pläne führen Kamp allerdings in luftige Höhen: Mit Freunden wie dem Busunternehmer Paul Blaguss, Gilbert Leeb und Souvenirhändler Guntram Fessler hat er vor zwei Jahren den Donauturm gekauft. Ein „Friends and Family“-Projekt, wie er es nennt, mit dem Ziel, „den Donauturm ins 21. Jahrhundert zu führen“. Mit Architekt Gregor Eichinger sei man in der „heißen Planungs- und Bauphase“. Grundsätzlich solle der Donauturm mit seinem Restaurant bleiben, was er ist, sagt Kamp. „Aber es ist alles ein bisschen verstaubt“, künftig solle „eine moderne Attraktion“ daraus werden. Seit gestern ist der Donauturm geschlossen, voraussichtlich bis Ende März soll der Umbau dauern, um dann „sukzessive in den Sommer hinein in Betrieb zu gehen“.

Zur Person

Matthias Kamp (geb. 1964) gründete gemeinsam mit Heinz Tronigger vor 25 Jahren den Verein „Sunshine Enterprises“. Zum Netzwerk gehören heute Superfly, Comida, Red Room, zwei Plattenlabels und die Albertina-Passage. Zuvor hatte er 2003 die Babenberger-Passage gegründet. Im kommenden Sommer eröffnet er mit Partnern den Donauturm nach einem Umbau neu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2018)

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