Sonntagstafel: Tulsi

Ein Inder ohne indischen Kitsch, dafür mit österreichischem Wein.

Dass man in indischen Restaurants nicht unbedingt von Krishna, Ganesha und anderen Gottheiten begrüßt werden muss, hat sich in Wien spätestens mit der Eröffnung des Nam Nam in Mariahilf herumgesprochen. Auch das Tulsi am Alsergrund, das vergangenen Herbst eröffnet hat, empfängt die Besucher mit nüchternem Ambiente, als wäre es ein besserer Italiener. Tatsächlich haben Inhaber Sharma Pradeep und seine Tochter und Juniorchefin Sharma Swati so etwas wie ein austrifiziertes Lokal kreiert. Das merkt man unter anderem an den österreichischen Weinen auf der Karte und an den Kellnern, die ihr Wiener Idiom nicht hinter gekünstelter Exotik verstecken.

Was das Essen angeht, hat man sich ebenfalls beim Nam Nam bedient – und kurzerhand den Koch abgeworben. Die indische Dal-Suppe wird mild, aber durchaus mit Würze gereicht. Und auch bei den übrigen Gerichten braucht man sich vor übermäßiger Schärfe nicht zu fürchten – das Chicken Curry, bestellt mit der Bitte um „richtig indisch scharf“, schickt keine Schweißperlen auf die Reise. Auch Klassiker wie das Beef Curry oder Pork Vindaloo sind fein abgestimmt. Ein wenig experimentiert wird in der Rubrik „Tulsi's Contemporary“, in der unter anderem eine in Rotwein geschmorte Lammstelze angeboten wird, die überaus spannend ausfällt. Dazu wird wirklich exzellentes Naan-Brot gereicht.

Das Gefühl, eine echte Sensation erlebt zu haben, stellt sich am Ende zwar nicht ganz ein. Doch wer ein gutes und etwas anderes indisches Lokal sucht, sollte hier jedenfalls fündig werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2013)

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