Die Testerinnen: Einraum, Fly’s

Ladies who lunch. Mit Kids, Elvis und 1200 Origami-Vögeln.

Mittagessen gehen mit Freundinnen heißt Luxus. Mittagessen gehen mit Kleinkindern heißt Panik. Kombiniert also Luxus-Panik. Und zwar für die Luncher wie die Lokalbetreiber. Wobei ich diesmal zwei besonders coole Exemplare hatte, ich meine Lokalbetreiber. Durch (fast) kein Gekreische und Gerenne aus der Ruhe zu bringen. Essen und Ambiente allerdings könnten unterschiedlicher nicht sein, die Spannbreite reicht vom Burger-Themenlokal im Stadtbahnbogen bis zum Bobo-Marktstand auf dem Yppenplatz.

Testerinnen Einraum Flys
Testerinnen Einraum Flys(c) Stanislav Jenis (Stanislav Jenis)

Beginnen wir mit Nummer (kleinkind)sicher, dem 50er-Jahre-Diner „Fly’s“, das gerade von der SCS in den verstecktesten aller Stadtbahnbögen gezogen ist, direkt unter der U-Bahnstation Spittelau. Hier lebt Elvis also, in Form eines Grüßgottaugusts am Eingang, weiters gibt es zwei Freiheitsstatuen, eine schwarze Cadillac-Bank, an jedem Tisch eine Jukebox-Station und ekliges Billig-Burger-Fressen, sorry, da hilft auch der reizende Kellner nichts, der einem verwundert ob der Frage versichert, dass das Rindfleisch zumindest von einem österreichischen Großhändler kommt. Die Fritten sind jedenfalls aus dem Tiefkühlsack. Die Fun-Food-Platte um 9,40 trieft so vor Fett, dass nicht einmal das Fritz Cola mit seinem Dreifachkoffein den Nachmittag rettet. Zur Fast-Food-Buße geht’s auf den Yppenmarkt, wo gerade der „Einraum“ aufgesperrt hat, der nicht umsonst so heißt, ein Marktstand halt, superschlichte Möbel, dafür aufwendige Deckendeko. So etwas Zauberhaftes sieht man selten, das begeistert sogar die Kleinen für drei Sekunden: 1200 Origami-Vögel schweben da von der Decke, selbst gemacht im Haushalt der Besitzer, die auch den Club Auslage vis-à-vis vom Chelsea betreiben. Kochen tut im „Einraum“ jedenfalls Felix Gschwandtner, und zwar eine Mischung aus Vietnamesisch und deftig, siehe eine Crème brûlée mit dem Aroma der Yuzu, einer chinesischen Orangenart. Herrlich. Sonst hebt man nicht unbedingt so ab wie die Vögel über einem, aber es ist okay. Sowohl die Pho-Suppe als auch die Erdäpfelrösti mit Speck. Der Salat mit Pomelo, Mozzarella und Erdbeeren ist zu grob, das Bison-Geschnetzelte zu zäh. Dafür der Lammrücken superzart, das Teriyaki-Gemüse dazu eher lieblos. Immer diese Gegensätze. Luxus-Panik eben.

INFO

Einraum, Yppenmarkt, Marktstand 153–154, 1160 Wien, Tel: +43/699 1333 77 88, Mo–Sa 9–23 Uhr
Fly’s, Heiligenstädter Straße 29–31, 1190 Wien, tägl. 10–24 Uhr.

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