Die Testerinnen: Joseph Genuss

(c) Christine Pichler
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Ladies who lunch. In der Wiener „bakery to be“.

(c) Christine Pichler

Vielleicht ausräuchern? Derart esoterische Anwandlungen hätte ich meiner coolen Lunch-Partnerin aus dem Doro­theum gar nicht zugetraut. (Sie zwinkert.) Aber langsam sollte sich das Wiener Mumok etwas überlegen. Denn der Ort des Mumok-Cafés scheint kein guter nicht zu sein. Bisher ist hier alles gescheitert. Jetzt hat „Cupcakes Wien“ das dunkle Halbgeschoß über der Kassa übernommen. Was immerhin genug Junge anzieht, die auf diese bunten Fettcreme-Törtchen stehen, es ist so voll wie nie, nämlich gut halb voll. Wegen des warmen Essens – es gibt sogar täglich wechselnde Mittagsteller – wird man hier aber nur einmal herkommen, der Rosmarin-Angus-Burger war so totgebraten, dass er aus dem Weckerl bröselte, genauso zugerichtet die arme knusprige Bachforelle (14,50 Euro). Dem Kellner zumindest war’s egal, es gab nicht einmal einen Mini-Cupcake als Versöhnung.

Chic gemacht. Essen in Konditoreien bzw. Bäckereien scheint trotzdem Trend zu sein. Warum, versteht man am besten im neuen Landstraßer Bistro von Joseph Brot, der Wiener „bakery to be“. Fast schon unerträglich chic – Gussterrazzo-Böden aus steirischem Stein, ausladende Kleiderbügel-Luster an der Decke, Duftspray von Maiglöckchen, die neben kristallklarem Wasser wuchsen (angeblich), auf der Toilette. Ein Wahnsinn. Auch was auf den extra designten altrosa Steintischchen abgestellt wird, ist praktisch perfekt, vor allem der „Bun“, wie das sonst so unsägliche „Brötchen“ heißt, mit dem der derzeit unvermeidliche Burger daherkommt. Unglaublich gut, aus Waldviertler Weißmohn, Sauerteig und Kartoffeln gebacken. Das Burger-Lammfleisch war auch noch richtig rosa, statt Pommes gibt es ebenso fette geröstete Brotstreifen, das Ribisel-Ketchup war leider gerade aus.
Best of der Karte aber ist der Brotsalat, ein cremiger Haufen Einkorn mit fein geschnittenem Gemüse (11,70 Euro). Fast hätte man ihn den Hausherrinnen, die nebenan feinste Patisserie verspeisten, gesponsert, einem fröhlichen Schwung Elisabethinen, die dem lieben „Joseph“ zum Einstand eine Heiligenfigur mitbrachten: Clemens Maria Hofbauer, Schutzpatron der Bäcker. Brauchen tut er sie momentan nicht, aber man weiß ja nie.

Tipp

Joseph Genuss. Landstraßer Hauptstraße 4, Wien 3, Mo–Sa: 6.30–22 Uhr, So: 7–21 Uhr, Tel: 0664 88298470, www.joseph.co.at

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