Die Testerinnen: Huth Stadtgasthaus

(c) Teresa Zötl
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Huth #6: Besonders unbesonders.

(c) Teresa Zötl

Eine Porträt-Eloge über das „übermütig“ gewordene Gastropaar Gabriele und Robert Huth hat Rainer Nowak in seiner Geschmacksfrage angekündigt, wenn das Eatalico – der fünfte Standort der beiden – gutgehen sollte. Zwei Jahre später läuft der Billig-Italiener immer noch. Ein durchaus löbliches Porträt über die Huths ist unlängst im Blatt erschienen (wenn auch nicht aus der Feder des Chefredakteurs). Jetzt hat Lokal Nummer sechs eröffnet. Übermut lässt sich keiner gern attestieren. Entsprechend wird tiefgestapelt: Man soll sich nichts Besonders erwarten. Eher ein niederschwelliges Stadtgasthaus. Frauen kennen diese Methode als Fishing for compliments. Immerhin sympathischer als hysterische Vorab-PR bei so manch unbedeutenderer Eröffnung. Komplimente also! Die Ausstattung des ehemaligen Stadtkrugs (zuletzt Cortese) ist prima gelungen. Jedenfalls, wenn nichts Besonderes dabei herauskommen sollte. Holz darf bleiben, dazu frische Farben und Leuchten aus – dreimal raten – Rexgläsern. Nimmt man den Namen wörtlich, findet man auf der Karte wenig Stadt, viel Gasthaus. Dafür verwöhnt die Wochenkarte das abwechslungsverwöhnte Urbanvolk – diesmal mit erfrischendem Matjestartar auf Apfelrahm und Pumpernikel und danach mit gebackener Fledermaus – einem nur noch selten gebotenen, durch Buttermilch zart gemachten Schlögelteil in anständiger Panier mit zu süßem Erdäpfel-Gurken-Salat. Applaus auch den kleinen Speisen auf der Hauptkarte – egal, ob sie als rasche Unterlage für den Biergarten gedacht sind oder zur Entscheidungshilfe. Zum Durchkosten: Leberkäse, frisch aus dem Ofen mit Zwiebelsenf, ungewöhnlich mild von Windisch aus Wiener Neustadt. Genauso wie die Minibratwürste mit Fasskraut. Die Kasnudeln sind außen hui, innen fad. Für Huth-Geher langweilig: die Klassiker aus der Gastwirtschaft ums Eck. Zartes Kalbsbutterschnitzel oder geröstete Kalbsleber. Einfallslos leider auch die Dessertkarte. Nichts gegen Apfelstrudel, Powidltascherl und Mohr im Hemd (wie lange müssen wir die Bezeichnung noch ertragen?), hier hätte es ein paar neue Ideen vertragen. Aber Lage, Qualität und Biergarten werden dafür sorgen, dass das Stadtgasthaus läuft. Dazu müssen wir keine großen medialen Lobeshymnen mehr androhen.

Tipp

Huth Stadtgasthaus, Weihburggasse 3–5, 1010 Wien, 01/512 09 96, täglich 12–23 Uhr.

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