Die Testerinnen: Mercado

(c) Beigestellt
  • Drucken

Ladies who lunch. Achtung, ich schwärme.

(c) Beigestellt

Info

Family Style“, erklärt uns der erste Kellner. Der zweite, der dritte. Ja, Family Style wird eindeutig großgeschrieben, hier im Mercado, wo einst einmal das Indochine Liebling von Damen und Altbundeskanzlern war. Das zu toppen – geht das überhaupt? Als Lunch-Location, muss man sagen, ja. Hier probiert Klaus Piber (Yohm, XO-Noodles) etwas aus, was es in Wien schlicht nicht gibt: moderne lateinamerikanische Küche. Meine Begleitung hatte bei der Ankündigung wohl schon Angst, den Rest des Arbeitstages die Humustoilette ihres neuen Museums (Hundertwasser!) hüten zu müssen. Aber Jubel – schwarze Bohnen nur in homöopathischen Dosen. Auch Steaks sind keine Hauptsache auf der übersichtlichen Karte, es gibt nur eines (mit Blattspinat und Chili-Habanero-Butter um 19  Euro, wow). Wow! Alles knackig frisch (ein ganz wenig säuerlich), leicht (wenig Stärke, wird erklärt) und urschön anzusehen. Mein Highlight: der gegrillte, supermürbe Oktopus mit knusprigen Erdäpfelwürferln und einer Tamarinden-Barbecue-Sauce, von der mancher Kollege wohl schreiben würde, dass er sich in ihr eingraben könnte. I wouldn’t. Aber die Keramikschale hätte ich bitte gern, in der das fröhliche Stillleben mit den orangen Tupfen angerauscht kam. Family Style, wie angekündigt: Also kleinere Portionen, in die Mitte des Tisches gestellt, damit sich jeder nehmen kann. Muss natürlich nicht sein, für die panischen Geschwister- oder Internatskinder unter uns. Aber wir Einzelkinder haben mit Teilen ja kein Problem. Nur bei den Ceviches (also rohem, zitrusmariniertem Fisch und Meeresfrüchten) fiel es mir schwer. Bei einem Grünkernrisotto mit zitrusmarinierten rohen Pilzen (elf Euro). Und beim Lachsfilet mit den hübschen, im Grapefruitsüppchen schwimmenden bunten Erdäpfelkügelchen. Die Nachspeisen waren einfach zu viel, um nicht zu teilen – eine Crème brulée mit Popcorn und Schokoeis (fünf Euro). Oder ein milchgetränkter Kuchen mit Erdbeersauce. Schwärme ich gerade? Ups. Aber wenn man in die richtige Richtung blickt (auf die bunte Schmetterlingstapete, nicht auf die Schmiedeeisenseite!), wenn man leichtes, exotisches Essen mag und das zu Wahnsinnspreisen – dann darf man das doch auch einmal. Oder?

Mercado, Stubenring 18, 1010 Wien, Tel.: 01/512 25 05, Mo–Fr: 12–23 Uhr, Sa–So: 17–23 Uhr.

Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.