Die Testerinnen: Irenes Schlossküche

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Recht profan in einer Schlossküche.

Das Drama zuerst: Der Schweinsbraten war am Samstag um 13 Uhr 30 schon aus. Und für den ist die neue Schlossküche der nunmehr sesshaft gewordenen Slow-Food-Catererin Irene Weinfurter schließlich berühmt. Na toll. Die Reste darf man sich noch ansehen in der eindrucksvollen Wohnkuchel in Schloss Walpersdorf. Hier stehen die Pfannen und Töpfe mitten unter den Gästen auf dem schönen alten Herd. Die Location ist ein echter Traum, man sieht förmlich schon die Hochzeiten und Empfänge, die hier steigen werden im Erdgeschoß und herrschaftlichen Hof der neuesten Lederleitner-Filiale.

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Schon jetzt flanieren hier praktisch ausschließlich schicke Model-Menschen über den Burggraben, vorbei am Garten und schließlich zwischen „Irenes“ Tischen hindurch, um das Interior-Paradies des Wochenend-Shoppings zu entern. Die Schweinsbraten-Fraktion scheint also sowieso weniger vertreten, es dominieren die Ripperl. Ich frage mich ernsthaft, wer mir den Braten hier zuvor wegschnabulierte. Egal. Immerhin sollte auch das weniger Fleischliche hier grandios sein, holte sich Weinfurter zur Unterstützung doch den jungen Philipp Inreiter aus dem dänischen Highend-Baumrinden-Tempel Noma. Da wollte ich sowieso immer schon einmal hin. Aber ob der äußerst rustikalen Portion Hirseauflaufs mit Kräuterrahm, der mir in Walpersdorf sehr charmant serviert wird, beginne ich die Reisekosten für meine Ladies samt Unmengen von Kleinkindern ernsthaft abzuwägen.

Tipp

Der „kunterbunte Frühlingssalat“ glänzte vor allem durch eine verwirrend nach Roter Rübe schmeckende, allerdings gar nicht nach Roter Rübe aussehende, weiße Demeter-Chioggia-Rübe vom nachbarlichen Biobauern. Das war aber auch schon das kulinarisch größte Aha-Erlebnis dieses Familienausflugs. Die Dinkelfrittaten-Suppe war solide. Die Saumeisen mit Püree und Krautsalat detto. Das Paprikahendl mit Spätzle zu trocken. Wer die Forelle mit dem Spargel­ragout gewählt hatte, durfte sich glücklich schätzen. Zuletzt gab es eine tatsächlich hervorragende, saftige Schnitte Scheiterhaufen und für die Kids ein chemisches Steckerleis. Hätten wir nicht unseren Buggy vergessen im wunderschönen Schlossgarten, wir wären wohl nicht mehr extra hinausgefahren.

Irenes Schlossküche, Schlossstr. 2, 3131 Walpersdorf, 06648986314. Do–Sa 12–14:30, 18–21, So 11:30–15. Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

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