Craft-Bier wird in Wien jetzt nicht nur gebraut, sondern auch ausgeschenkt. Zum Beispiel im Fassldippler beim Hauptbahnhof. Tolle Biere und wirklich gute Küche.
Schreiben macht durstig. Erst recht, wenn man über all die kreativen, kleinen und großen Brauereien schreibt, die derzeit höchst aktiv sind. Praktisch, dass man als Journalistin auch recherchieren muss. Und noch praktischer, dass im vierten Wiener Bezirk unweit des neuen Hauptbahnhofs der Fassldippler dieser Tage eröffnet hat. Eine hübsche, klassische Wirtshaus-Stube mit dunkler Holzvertäfelung und einer Akustik, die irgendwie nostalgisch wirkt. Das Service nimmt einen herzlich auf, auch wenn man tropfend wie ein nasser Hund vor der Tür steht.
Und dann wird erst mal gelesen – schon wieder. Der Fassldippler hat sich auf Craft-Biere spezialisiert, und die Bierkarte lässt einem förmlich das Wasser im Mund zusammenrinnen. Pro Kategorie – Ale, Porter, Stout, Bockbier, Lager, Weißbier, Spezialbiere, Großflaschen – werden rund fünf verschiedene Biere angeboten, dazu gibt es Spezialitäten der Woche, Fassbier (Hirter, Murauer und Co.) und auch Weine (Preisinger, Hagn, Leberl), aber die lassen wir heute aus. Angesichts der vielen kleinen Biere weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Nur so viel: Der Hopfenauflauf aus der Brauerei Brew Age (3,90 Euro) war schon mal kein schlechter Anfang, auch das Dirndlbier (Erzbräu, 4,10 Euro) mundet, ebenso das Austrian Amber Lager (Loncium 4,10), das nicht süße Holunderbier (Brew Age, 3,90) und von der Dunklen Materie vom Fass (2,90 das Pfiff) gar nicht zu reden. Die empfiehlt sich allerdings eher zur, oder besser als Nachspeise. Davor eignet sich eine sensationelle, weil selbstgemachte Leberknödelsuppe. Auch die Tagessuppe, Rote Rübe (je 3,50 Euro), schmeckt ausgezeichnet, sie ist nur ein bisschen wenig flüssig. Das Rindsgulasch (klein, 6 Euro) wiederum ist unfassbar gut, das Fleisch zart und mürbe, der Saft dank Apfelstücken und Zitrone schön frisch. Ansonsten gibt es ein paar Klassiker wie Würstel, Schnitzel, Eiernockerl, aber auch eine Rübenpfanne (8,50 Euro) mit Schafskäse, auch nicht schlecht. Und gut, dass der neue Hauptbahnhof in der Nähe ist, denn Fahren will hier niemand mehr.
Fassldippler, Johann-Strauß-Gasse 42, Di bis Sa von 16 bis 01 Uhr, ✆ 01/890 15 93)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2014)