Die Testerinnen: Serviette

(c) Katharina Roßboth
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Taxifahrer, Existenzialisten und ein Grätzl.

(c) Katharina Roßboth

In der Servitengasse ist das schöne Leben zu Hause. Vor allem an Samstagvormittagen. Man trinkt einen der besten Kaffees der Stadt im Caffè a Casa, schlendert zur Xocolat-Manufaktur, um eine der sagenhaften Whisky-Schokolade-Zigarren für unbedingt sofort und Trüffeln für zu Hause mitzunehmen. Kauft, wieder über die Straße, Blumen, Café-au-lait-Tassen und frische Ravioli und dankt in der Servitenkirche dem heiligen Schlendrian. In Anbetracht dieser selten idyllischen Samstagsstimmung ist es für Anrainer unverständlich, dass es im jüngsten Restaurantneuzugang (oder -wiederzugang) nur Mo–Fr heißt.

Die neue Serviette ist nämlich ein durchaus bereicherndes Grätzllokal. Und behält auch unter den dritten Betreibern den Namen, zu dem einst wohl Taxifahrer inspiriert haben, die das Fahrtziel immer gern (Humor zeitigt Trinkgeld) mit „Jawoll, Serviettengasse“ bestätigen. Etwa ein Jahr war das fesche kleine Lokal geschlossen, nun wird es von Marko Godinic wiederbelebt, der schräg gegenüber auch das Mittagslokal Essenti führt. In der Küche steht Sebastian Neuschler, der im Novelli offenbar den Umgang mit Melanzani gelernt hat. Er schmort sie für eine sündige Parmigiana unbarmherzig zu Tode – bei Melanzani bitte ausdrücklich ein Kompliment. Die Parmigiana bleibt wie weitere drei Hauptgänge, etwa Krautfleckerln, unter zehn Euro. Das ist sympathisch und schlau – die vorige Serviette war vielen Servitenviertlern zu abgehoben, wenngleich man dort sehr gut essen konnte. Zur Ausgewogenheit der jetzigen Speisekarte fällt dem Tischgenossen ein, dass er zur Matura auch ein Thema für drei Fächer genommen hat: Die Existenzialisten waren für Französisch, Philosophie und Deutsch gut. Hier gibt’s zweimal Beef Tatar, einmal mit Oktopus, einmal ohne, der Oktopus ist aber auch als eigene Vorspeise zu haben: durchaus gelungen, mit guter alter Schnittlauchsauce. Zwei Burger haben dieselben Beilagen, grüner Salat geht gleich mehreren Gerichten bei Fuß. Warum auch nicht in einem solchen Lokal, niemand isst zwei Hauptspeisen. Fein ist die große glasweise Auswahl von der Vinothek Unger & Klein, etwa mit einem Kreutles von Veyder-Malberg. Einer aber sticht sie alle: der Nussschmarren. So muss Grätzl. Sagt man doch jetzt, oder?

Tipp

Serviette, Servitengasse 4, 1090 Wien, Tel.: 0699/1 803 75 10, Mo–Fr 12–24 Uhr, Küche bis 22 Uhr.


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