Die Testerinnen: Das Dreieck

(c) Katharina Roßboth
  • Drucken

Drei Abtrünnige und ihr Beinfleisch-Beisl.

(c) Katharina Roßboth

Mehr Zahlen, bitte! Das fordern „Schaufenster“-Leserinnen und -Leser immer wieder. Wie viel die Gerichte kosten, ist für Sie nicht uninteressant, wir kommen diesem Wunsch schändlicherweise zu selten nach. Das neue Gasthaus Dreieck bietet sich für eine Wiedergutmachung in Sachen Zahlenservice an, schon allein wegen der Zahl drei im Namen und in der Geschichte des Lokals. Drei ehemalige Mitarbeiter des Eisvogels, dieses charmelosen, aber doch sehr erfreulich bekochten Restaurants beim Riesenrad, haben mit September im dritten Bezirk ein altes Eckwirtshaus übernommen. Und es nicht ganz ohne Grund Das Dreieck genannt. Zwei Gasträume, eine alte Schank, braune Lamperie und ein aus Wiener Beisln sattsam bekannter, aber darob nicht weniger hässlicher Fliesenboden, der leider nie wieder chic werden wird und angesichts dessen man sich die Frage stellen darf, wer jemals geglaubt hat, dass das Nebeneinander von Braun und Beige appetitanregend sein könnte – das ist jetzt das Arbeitsumfeld von Armend Gjocaj, Anna Auer und Bernhard Stocker.

Die Speisenauswahl auf der – erraten! – dreieckigen Karte ist eher klein gehalten und wechselt dafür öfters, das ist zu begrüßen, die Preise sind tendenziell niedrig. Aber auch wenn ein Antipastiteller nur sechs Euro kostet – ein großer Teller mit einem Balsamicosirup-Salatrüscherl, einem kinderdaumennagelgroßen Fuzerl Parmesan und ein paar Querscheibchen von mäßig spannendem eingelegten Gemüse wirkt prinzipiell etwas unbefriedigend. Auch wenn ein Stück vom unnachahmlich guten Weingebäck von Denise Pölzelbauer dabei liegt. Die Wildschweinbratwurst mit süffig-fruchtigem Sauerkraut (11,50 €) macht da deutlich mehr Freude, die rote runde Pfefferoni könnte ein Warnschild vertragen. Fast idealtypisch ist das Beinfleisch – ein kleines bisschen mehr Zeit hätte man ihm im Topf noch geben können – auf Semmelkren mit Wurzelgemüse und Kren. Semmelkren muss man eigentlich immer bestellen, wenn es ihn gibt, hier gelingt er wirklich besonders gut. Die Cremeschnitte (in – jetzt wird’s schwierig – welcher Form?) mit Heidelbeeren kommt zwar aromatisch nicht an das sehr ähnliche Modell von Max Stiegl in Purbach heran, zahlentechnisch schlagen sie und auch die Marillenpalatschinken alles: 3,50 Euro.

Tipp

Das Dreieck, Untere Viaduktgasse 3, 1030 Wien, 01/710 54 70, So–Fr 11–22, Sa geschlossen.

Mehr Kolumnen auf: → Schaufenster.DiePresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.