Die Testerinnen: Restaurant & Bar LE’O

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Im Paris des Ostens und doch mitten in Wien.

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„Paris Feeling“ notiert eine Bekannte im Facebook zu einem Bild mit Champagner an der Bar über das neue Le’o. Klingt verlockend. Von außen schon leuchtet die Bar in der Auslage. Drinnen Kristallgläser, Blumen, Ziegelwände, eine fünf Meter hohe Gewölbedecke, Riesenluster, Kerzen und couturig gekleidete Gäste – ein Hauch Paris. Nur alles eine Nummer kleiner. Das Licht ist heller. Die Musik leiser. Wir sprechen von Wien, wo man das Reden an den Nebentischen eben hört. An dieser Stelle würde ich „Moskau-Feeling“ posten. Und das ist jetzt nicht negativ gemeint. Das Le’o ist nämlich eine Miniaturmischung aus dem hippen Moskauer Chinesen Bruce Lee und dem Members-only-Club-Restaurant Château de Fantômas.
Lokalformate, die es in Wien zu selten gibt. Beide gehören dem Armenier Ovenes Poghosyan, dessen Bruder Levon Merkurov seit drei Jahren hier lebt und der nun das aus den Vornamen der beiden entstandene Le’o betreibt. Und jetzt trifft man sich hier eben auch bei Heimweh nach Russland. Auch wenn weder Borscht noch Blinis auf der Karte stehen. Nur beim Dessert hat sich Levon von seiner Oma inspirieren lassen – und greift selbst zum Kochlöffel. Sonst steht Daniel Lisy, vormals Le Ciel, am Herd.

Das Menü verströmt Italo-Feeling. Trüffelfocaccia, Antipastiteller, Salat Genovese stehen da als Vorspeisen. Letzerer mit intensiven Roten Rüben, Frischkäse und Salat, der mehr Dressing vertragen hätte. Die Hühnersuppe ist kräftig wie damals, mit viel fein zerteiltem Hühnerfleisch und langen Tagliatelle als Einlage. Ob Italiener als Meister des Nudeln-ohne-Löffel-Essens dieses Problem elegant bewältigen können? Bei Hummerpasta und Filet Mignon mit Gänseleber und Trüffeln auf der Karte freue ich mich über den Mut zum Gegentrend. Schließlich gehören solche Gerichte zu einer Millionenstadt wie Bio und Burger. Wir wählen Trüffelspaghetti – ähnlich dick wie jene aus der Suppe. Al dente und voll Aroma. Die Trüffel hätte am Tisch draufgehobelt werden können. Nur weil mich hier die Größe der Knolle interessiert. Das Thunfischsteak auf Blattspinat ist innen noch roh, außen richtig scharf angebraten. Da müsste der Teller ratzfatz am Tisch landen – so ist der Fisch leider zu kühl. Oder als Quasi-Einladung für den ein oder anderen Wodka-Cocktail zu verstehen.

Info

Restaurant & Bar LE’O, Zelinkagasse 2, 1010 Wien, Tel.: 01/922 10 71, Di–So, 12–24 Uhr.

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