Die Testerinnen: Pizza Quartier

(c) Stanislav Jenis
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Zäh, aber authentisch im Pizza Quartier.

(c) Stanislav Jenis

Die Erwartungen waren hoch, die Kollegenschaft schwärmt sich weg über die neueste Pizzeria der Stadt, natürlich im Zielgebiet der hippen Crowd. Karmelitermarkt, Marktstandl, riesiger Caffè-Latte-Mama-Gastgarten, trifft sich gut, bin ja selbst eine. In Lunch-Begleitung der eigenen Mama diesmal, es geht hier ja auch um den Lievito madre, den Mutterteig genannten süditalienischen Sauerteig, den der hier engagierte Promi-Pizzaiolo (einst Pizza Mari) in die Ehe mit dem Gastro-Paar Anita Paic und Alessandro Perrella eingebracht hat. Erst einmal muss man aber suchen, denn groß mit dem Namen Pizza Quartier wird nicht geprahlt (verständlicherweise). Außer einem Namensschild ist aber alles neu, recht kühl, modernistisch, mit Holz-Wellen-Decke und metallenen Schuppen-Wänden.

Wir bestellen also Klassiker, Caprese und Pizza. Der Büffelmozzarella ist etwas Besonderes angeblich, wird aus Neapel geliefert und ist superfrisch. Er lässt auch tatsächlich Wasser beim Anschneiden. Besonders zäh ist er aber auch. Etwas zach dann auch der vom Holzofen kess gescheckte Pizzateig. Immerhin kaut man authentisch, inklusive Saucerl von der San-Marzano-Tomate, Mehl aus der Steinmühle und Ciccioli di Maiale, schlicht Grammeln, die man als Belag haben könnte (wenn sie nicht aus sind). Noch fetter kann man es mit den frittierten Pizzen haben oder den weißen Pizzen mit Ricotta als Unterlage und Leichtigkeiten wie campanischer Wurst oder gerolltem Speck oder vier Käsesorten drauf. Die Parmesancreme ertränkt auch die Cappellaci mit ihrer leichten Zucchini-Provola-Fülle, für deren fünf, sechs Täschchen man stolze 11,90 Euro zahlt – handgemacht eben. Satt wird man trotzdem sicher. Und so authentisch noch dazu. Die gemeine Häme statt der gemeinen Hefe (im üblichen Pizzateig) rächt sich dafür bei der Riesen-Beilagen-Portion Friarielli napoletani, einem Stängelkohl, der großartig schmeckt in seiner zarten Bitterkeit (6 Euro). Und bei den zwei kleinen Aroma-Melanzani-Bömbchen, geschichtet aus Provola und Paradeisern. Ach ja, für das Protokoll – es gibt nur ein Mini-Weinangebot, vier weiß, vier rot. Und das Personal ist (noch) reizend. Der Mama war’s recht so. Hohe Erwartungen? Niente. Man sollte mehr essen als lesen.

Tipp

Pizza Quartier, Karmelitermarkt 96, Mo–Do ab 10.30 Uhr, Fr und Sa ab 8 Uhr. Tel.: 01/212 49 94.

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