Die Testerinnen: Kitch

(c) Christine Pichler
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Kitch mit Nitsch (und was man sonst noch reimen möchte).

Stattdessen punktet die Pizzeria, die genauso gut auch in New York oder Berlin ihren Standpunkt eröffnen könnte, neben italienischen Köstlichkeiten auch in puncto Interieur.“ Ein Punktlandungssatz der PR-Agentur jener „authentischen, neapolitanischen Pizzeria“ in der Biberstraße, die im gleichen Atemzug genau das aber nicht sein will. Bei den Weinen soll übrigens nicht gegeizt werden: Das Sortiment reicht von sage und schreibe Rot bis Weiß. Ist nicht wahr! Da müssen wir hin!

(c) Christine Pichler

Da, das ist das neue Kitch, ein fesches Lokal mit großem Nitsch. Das Bild hängt dort an der weißen Ziegelwand nicht wegen des Reims, sondern weil jemand mit jemandem befreundet ist. Auch das benachbarte Fine-Dining-Lokal derselben Betreiber, das zusätzlich zu einem Club im Keller bald eröffnen soll (mit Küchenchef Sebastian Müller, ehemals Coburg) wird mit Bildern von Hermann Nitsch ausgestattet. Passend zu dessen Rot gibt es im Kitch nicht nur, wie Sie nun bereits wissen, Rotwein, sondern vor allem Pizza. Am Ofen steht Carmine Cilento, der auch schon in der Urmutter der Wiener Neo-Pizza-Lokale, der Pizzeria Marí am Karmelitermarkt, am Werk war (deren weibliches Publikum die Absätze etwas niedriger hält als das hiesige). Die Auswahl an weißer Pizza, also solcher ohne Paradeiser, ist im Kitch groß, wie auch die Pizze selbst. Belegt und bestrichen werden diese etwa mit Oktopus­stücken, ausgezeichneter Rinderrohwurst und Artischockencreme (17 Euro) oder mit Cime di Rapa, Rohwurst und Provola. Auf die Pizze rosse, auch sie mit eher dickem Teig, kommt das unter ambitionierten Pizzaköchen Übliche, zusätzlich gibt es tagesaktuell Kombinationen wie Artischocke mit Spinat und Trüffel. Auch bei den Vorspeisen wird eine Artischocke angeführt. Diese kommt etwas magerfleischig im Ganzen zu Tisch, dazu gibt es drei Dips, darunter eine appetitanregende Schalotten-Schnittlauch-Vinai­grette (10 Euro). Dass das Pizzabrot kalt ist und 3,50 kostet, ist weniger nett. Die Vollkornpasta mit unsinnlich klein gehäckselten unreifen Feigen versinkt in dünner Gorgonzolasauce, beim Blattsalat ist die angeführte Bergamotte nicht auszumachen. Dafür kann die hübsche Zitronentartelette (4,50 Euro) in puncto Qualität mit ihrem handwerklichen Standpunkt punkten, oder wie man eben schreibt.

Tipp

Kitch, Biberstraße 8, 1010 Wien, Tel.: 01/512 05 51 11, derzeit Mo bis Sa, 11.30–14.30 und 17.30–23 Uhr

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