Die Testerinnen: Graben30

(c) Christine Pichler
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Pastellsamt und üppige Portionen in der Beletage.

Steil sind die Stufen, beeindruckend die Ausblicke von oben auf den Graben, sie machen den Gästen, die hier unübersehbar gesehen werden wollen, Konkurrenz: Das Graben30, Adresse est nomen, ist das Projekt einer kroatischen Investorengruppe. Man möchte nicht allzu viel durch abgedruckte Bilder von Gerichten verraten wissen. Wir werden also gebeten, lieber Worte sprechen zu lassen, dabei wäre doch die Makrele selbst womöglich hübscher anzusehen gewesen als ihre Beschreibung.

Christine Pichler

Da, wo einst der Teppichhändler Adil Besim beheimatet war, findet man nun ebenerdig den Empfang des aufwendig gestylten Lokals, ein Geschoß und besagte steile Stiege höher die lange Bar, die Lounge vor der einsehbaren Küche und den Graben-seitigen Speisesaal und im zweiten Stock noch eine Bar. Geöffnet ist täglich von 8 bis 2 Uhr früh, der Personalaufwand ist entsprechend hoch, die Mitarbeiter sind sehr motiviert. Ob man sich bei den Pastellfarben der Sesselbezüge im Restaurant eher an Lilienporzellan oder an den Schächtelchen der Confiserie Altmann & Kühne (Adresse: Graben 30) orientiert hat, ist nicht bekannt. Die Wände samt Lamperien sind, natürlich, grau, anders geht es derzeit nicht.

Das Küchenteam wird von Jürgen Ederer geleitet, der im Restaurant eine ambitionierte, auswechselbare Linie mit den üblichen Kandidaten, aber einigen Überraschungen fährt. Also natürlich Oktopus, Beef Tatar und Avocado, aber auch Blunzenradln oder Ochsenschwanz. Die Küche darf sich noch einspielen, vor allem die Portionsgröße wird wohl angesichts der umsonst angerichteten Mengen von tierischem Protein bald revidiert werden: zwei große Nocken vom Leberparfait mit zwei knusprigen Blunzentalern als Vorspeise, zwei große Tranchen vom rosa Lammrücken (dazu Wirsing, Pistazien und Erdäpfelwürfel, 26 Euro) oder eine ganze Makrele mit ungünstigem Trangeschmack, wie er bei diesem Fisch vorkommen kann, geviertelt angerichtet (26 Euro). Die stockdunklen Saucen dazu (bei der Makrele aus Portobellopilzen und Miso, beim Lamm mit Morcheln) blockieren den Gaumen. Umso angenehmer die gebeizte Forelle davor (16 Euro): mit Gurke hübsch aufgerollt und mit Avocadosauce aufgegossen eine erfrischende, angenehme Vorspeise, die auch besser zum Pastellsamt passt.

Graben30

Am Graben 30, 1010 Wien. Tel.: 01/934 66 88, täglich 8 bis 2 Uhr.

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